Deutsches Schiffahrtsmuseum

Presse-Info-Service


Info Nr. 08/01 vom 07.05.2001


Mühevoller Kampf gegen die "Geißel der Seefahrt"

"Deutsches Schiffahrtsarchiv" dokumentiert Seeamtsentscheidungen des späten 19. Jahrhunderts bei Auftreten von Skorbut - 23 Autoren lieferten Beiträge zur Schifffahrtsgeschichte

Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein war der Skorbut eine geradezu typische Erscheinung auf Segelschiffen, der man mehr oder weniger hilflos gegenüberstand und die den Seefahrtsberuf noch risikoreicher machte. Insbesondere, seitdem mehrmonatige Entdeckungs- und Eroberungsfahrten - später auch Handelsreisen - unternommen wurden, nahm das Auftreten der später als Vitaminmangelkrankheit erkannten Plage solche Ausmaße an, dass ganze Besatzungen von ihr dahingerafft wurden.

Wie schwer man sich noch Ende des 19. Jahrhunderts mit der Bekämpfung dieser - übrigens auch an Land verbreiteten - Krankheit tat, hat der Wiener Walter A. Kozian, der bereits wiederholt im "Deutschen Schiffahrtsarchiv" zur großen Zeit der Segelschifffahrt publiziert hat, nun anhand von Urteilen deutscher Seeämter für die wissenschaftliche Zeitschrift des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) dokumentiert. Wie im Fall des Hamburger Schoners "Christine" 1882 wurde wiederholt festgestellt, dass die Verproviantierung der Schiffe durch den Reeder ungenügend war und neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach Skorbut u.a. aus einem Mangel an frischen Früchten und Gemüse resultieren kann, schlicht ignoriert wurden. Auch Kapitäne waren mitunter für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich, wenn sie es z.B. unterließen, rechtzeitig einen Hafen zur Versorgung mit Frischwasser und frischem Proviant anzulaufen.

In späteren Fällen konnten die Seeämter feststellen, dass nicht eine unzureichende Verproviantierung den Ausbruch von Skorbut verursacht hatte, sondern vielmehr die falsche Lagerung der verderblichen Nahrung. In einem Fall 1896 auf der Bremer Bark "Hedwig" erkannte das Seeamt als Ursache für das Auftreten von Skorbut unter anderem, dass der Kapitän beim Ankauf von Frischwasser betrogen worden war - ihm wurde stattdessen fauliges Wasser geliefert.

Mit dem 22. Band schlägt das "Deutsche Schiffahrtsarchiv" einen Bogen von der Bronzezeit - mit Beiträgen zum Schiffbau und zur Darstellung von Schiffen auf Felsbildern - bis in die Gegenwart - Dr. Ingo Heidbrink berichtet über aktuelle Probleme beim originalgetreuen Wiederaufbau historischer Schiffe. Den Schwerpunkt des Jahresbandes 1999 bildet der Schiff- und Bootsbau von seinen Anfängen bis in die Neuzeit, mit dem sich allein sieben der insgesamt 23 Autoren beschäftigen. Dass auch aus den Bereichen Quellenkunde, Seeschifffahrt, Navigation, Marine, Polar- und Meeresforschung sowie Kunstgeschichte neueste Forschungsergebnisse vorgestellt werden, verdeutlicht einmal mehr die besondere Bedeutung der international verbreiteten und gefragten - die Bände 1 bis 12 sind inzwischen vergriffen - wissenschaftlichen Zeitschrift des DSM.

Das "Deutsche Schiffahrtsarchiv" 22, Jahresband 1999, erschienen im Convent Verlag, Hamburg, umfasst 472 Seiten, ist reich bebildert und enthält neben englischen und französischen Zusammenfassungen aller Beiträge wie gewohnt auch den Jahresbericht des Deutschen Schiffahrtsmuseums. Es ist zum Preis von DM 46,-- (im Abonnement DM 38,--) im DSM und im Buchhandel erhältlich.
 
 

DSM-Historiker zeigt Felsbilder in Worpswede

Unter den Darstellungen ist auch der von Dr. Stölting dokumentierte großformatige "Elch von Drammen"
in der Großen Kunstschau - Schau läuft noch bis zum 24. Juni

Auf die Erforschung der Schifffahrtsgeschichte in ihren Urzeiten hat sich Dr. Siegfried Stölting, Historiker und Museumspädagoge am Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven, seit langem verlegt: Er dokumentiert Jahr für Jahr vor allem während seiner Sommerurlaube in Norwegen von Hammerfest bis in den Süden des Landes Felsbilder und bevorzugt dabei selbstverständlich maritime Motive. Vierzig seiner Arbeiten sind derzeit unter dem Titel "Menschen und Tiere der Steinzeit. Ein norwegischer Bilderbogen" in Worpswede in der Großen Kunstschau zu sehen, darunter als größte eine Tierdarstellung aus der grauen Vorzeit - das drei mal vier Meter große Felsbild vom berühmten Elch aus der südnorwegischen Stadt Drammen. Die vierzig Bilder sind im Forum für zeitgenössische Kunst untergebracht. Die Schau läuft noch bis zum 24. Juni.
 

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.
Weitere Informationen: Erik Hoops, M.A. - Pressedienst Deutsches Schiffahrtsmuseum


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