Deutsches Schiffahrtsmuseum

Presse-Info-Service


Info Nr. 12/01 vom 14.06.2001


DSM-Schriftenreihe legt weiter zu

Wissenschaftliche Reihe seit drei Jahrzehnten erfolgreich – Standardwerk zu meteorologischen Unternehmungen in der Arktis veröffentlicht – Geschichte der Reederei Dultz basiert auf sensationellem Fund – Drei weitere Bände für den Herbst angekündigt

Sichtbaren Ausdruck findet der dem Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven gestellte Auftrag, die deutsche Schifffahrtsgeschichte auf allen ihren Gebieten zu erforschen und darzustellen, nicht allein in Form der Ausstellung. Seit seiner Gründung 1971 veröffentlicht das Museum eigene Forschungsergebnisse und solche auswärtiger Wissenschaftler in Form von Büchern, Broschüren und Ausstellungskatalogen. Neben der jährlich erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift des DSM, dem „Deutschen Schiffahrtsarchiv“, sind die „Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums“ eines der Aushängeschilder des Hauses. Allein in dieser wissenschaftlichen Reihe hat die Redaktion in den letzten 30 Jahren mehr als 50 Bände publiziert, die weltweit rezipiert und besprochen werden. Ihr international hohes Ansehen verdankt die Reihe ihrem durchgängig hohen inhaltlichen Anspruch und Qualitätsstandard, für die vor allem der Name des Leiters der wissenschaftlichen Redaktion des DSM, Dr. Uwe Schnall, steht.

Mit dem 53. Band, Franz Selingers Untersuchung zu meteorologischen Unternehmungen in der Arktis zwischen 1940 und 1945, gehen die „Schriften des DSM“ nun in ihr viertes Jahrzehnt. 384 Seiten stark und reich bebildert präsentiert sich das Werk als wahres „Schwergewicht“ und sprengt in seinem Format alle bisherigen Publikationen mit Ausnahme der Prachtkassette zum Bauablauf der Bremer Hansekogge von 1380, der bislang aufwändigsten Publikation des Deutschen Schiffahrtsmuseums (erschienen unter dem Titel „Die Kogge von Bremen“ als Band 30 der Reihe).

Die Wetterentwicklung konnte vor Erfindung und Einführung satellitengestützter Systeme nur mit Hilfe von erdverbundenen Stationen, von Schiffen und Flugzeugen im Rahmen eines weltweiten Austausches von Informationen beobachtet und vorausgesagt werden. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellten jedoch die neutralen Wetterstationen ihren Dienst ein. Die kriegführenden Mächte benötigten aber weiterhin die Meldungen aus den Gebieten, die nun unter Kontrolle des Gegners standen. Ab 1940 hatte deshalb das Deutsche Reich mit dem Aufbau eines eigenen Wettermeldenetzes begonnen. Um die so wichtigen meteorologischen Daten aus den Quellregionen des Wetters zu erhalten, ging es dabei insbesondere um Stationen in der Arktis, die für die Wetterlage über dem Festland und dem nord- und westeuropäischen Meer bestimmend ist. Das neue arktische Wettermeldenetz wurde von Marine und Luftwaffe aufgebaut, stützte sich zunächst auf Schiffe, dann auf Langstreckenflugzeuge und schließlich auch auf bemannte und unbemannte Stationen an unbewohnten arktischen Küsten. Diese Beobachtungsstationen, im wesentlichen von Meteorologen besetzt und kaum zu Kampfhandlungen befähigt, wurden im Geheimen auf ihre Positionen gebracht, die Besatzungen mußten dort überwintern und mehrmals täglich die meteorologischen Daten über Funk in die Heimat melden.

Der Autor Franz Selinger hat diese Unternehmungen in fast 20-jähriger Arbeit untersucht, gestützt auf Berichte von Zeitzeugen, internationale Archive und eigene Nachforschungen, und schildert die wissenschaftlichen und menschlichen Leistungen der eingesetzten Männer, die unter lebensfeindlichen Bedingungen arbeiteten und deren Tun kaum bekannt wurde. Die Untersuchung ist jedoch nicht nur für die Geschichte der deutschen Polarforschung von Bedeutung. So brachte z.B. das norwegische Königshaus in persönlichen Gesprächen mit dem Verfasser das große Interesse Norwegens an der historischen Arbeit und Forschung auf norwegischem Territorium zum Ausdruck.

Franz Selingers Abhandlung „Von ‚Nanok‘ bis ‚Eismitte‘. Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940-1945“ setzt nicht nur ihrem Äußeren nach Zeichen, sondern ist auch inhaltlich von einer derartigen Bedeutung, dass das Buch bereits jetzt als Standardwerk angesehen werden kann. Es ist im Convent Verlag, Hamburg, erschienen und zum Preis von DM 98,– (EUR 49,90) im Museumsshop des DSM und im Buchhandel erhältlich.

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Bereits im vergangenen Winter konnte das Deutsche Schiffahrtsmuseum mit Band 52 seiner wissenschaftlichen Schriften ein Werk vorlegen, das ebenfalls besondere Beachtung verdient. Die Autorin Dagmar Jestrzemski machte im Staatsarchiv Hamburg eine sensationelle Entdeckung: Sie fand ein umfangreiches Konvolut über einen der größten Reeder des ausgehenden 18. Jahrhunderts, den heute nahezu in Vergessenheit geratenen Geschäftsmann Hinrich Dultz (1735-1825). Der Zeitrahmen, den sie durch weitere Recherchen abgesteckt und ausgeleuchtet hat, umfasst das gesamte 18. Jahrhundert und reicht bis zu den Napoleonischen Kriegen, die das Ende der wirtschaftlichen Blütezeit Altonas, der damals zweitgrößten Stadt Dänemarks, markierten und auch der Reederei Dultz den Ruin brachten.

Hinrich Dultz, Sohn eines nicht gerade betuchten Segelmachers, war vom einfachen Geschäftsmann zu einem der reichsten und einflußreichsten Bürger Altonas aufgestiegen. 1781 besaß er die größte Schiffsflotte in Altona. Zu seinen Glanzzeiten waren es 17 Schiffe, darunter fünf Walfänger. Er betrieb zwei Werften und die größte Reeperbahn der damals noch dänischen Stadt.

Parallel zur Lebensgeschichte Hinrich Dultz' und seiner Reederei hat Dagmar Jestzremski Details zum Leben und Arbeiten am Altonaer Elbufer recherchiert und die Lebensumstände der Armen und Reichen geschildert. Aus Beständen des Altonaer Museums, des Staatsarchivs Hamburg und des Deutschen Schiffahrtsmuseums konnte der Band reichhaltig illustriert werden. Das Buch ist unter dem Titel „Altonas Blütezeit und ihr jähes Ende. Die Reederei Hinrich Dultz 1756-1807“ ebenfalls im Hamburger Convent Verlag erschienen und zum Preis von DM 68,– (EUR 34,90) im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich.

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Für den kommenden Herbst hat das Deutsche Schiffahrtmuseum (DSM) drei weitere Bände in seiner Reihe wissenschaftlicher Schriften angekündigt, darunter den ersten Teil einer illustrierten Geschichte der Kreuzschifffahrt des Schifffahrtsexperten und ehemaligen DSM-Bibliotheksleiters Arnold Kludas, der bereits mit seiner fünfbändigen, einst am Deutschen Schiffahrtsmuseum edierten und inzwischen von anderen Verlagen nachgedruckten und in vielen Auflagen erschienenen „Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt“ weltweit für Aufsehen gesorgt hat.
 

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Informationen zum Pressedienst des DSM: Erik Hoops, M.A.


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