Deutsches Schiffahrtsmuseum

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Presse-Info-Service


Info Nr. 03/03 vom 21.03.2003


Erdansicht – ein neues Großexponat im Deutschen Schiffahrtsmuseum

Acht Quadratmeter großes Ansichtsrelief der Erde zeigt plastisch die vielgestaltige Meereslandschaft – Realisierung des Projekts dauerte mehrere Jahre – Präsentation des beeindruckenden Ergebnisses am 25. März im DSM

Als seinerzeit am Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven eine neue Abteilung eingerichtet wurde, die sich der historischen Dimension der deutschen Meeres- und Polarforschung annehmen sollte, war zu diesem Komplex eher wenig Substantielles vorhanden. Insofern bestand die Aufgabe unter anderem darin, das Sachgebiet „objektionell“ zu strukturieren, wohl wissend, dass man sich an einen meist meerfernen Besucher würde wenden müssen, stammt doch ein Großteil der Besucherschaft aus dem Binnenland.

Am Anfang des Projekts „Erdansicht“ stand die Überzeugung und Erkenntnis, dass die Ozeane dem Menschen kaum vertraut sind. Was sich unter der Oberfläche befindet, ist allenfalls aus Atlanten bekannt, die in farbverschlüsselten Karten die unterseeische „Landschaft“ darstellen. Zwar gibt es auch grafische Aufarbeitungen, die die Meeresböden plastisch zeigen, aber in der gedruckten Form bleiben sie eben doch zweidimensional. Was lag also näher, als für die Abteilung „Geschichte der Meeres- und Polarforschung“ ein Modell herstellen zu lassen, das dem Besucher die vielgestaltige Meereslandschaft in ihrer Plastizität nahebringen sollte? Die ursprünglichen Überlegungen von 1994 sahen ein großes Reliefpuzzle vor, das es dem Besucher erlauben sollte, die gesamte Erde aus etwa 75 sechseckigen Einzelteilen zusammenzusetzen, eine Idee, die aber an den überaus hohen prognostizierten Kosten zu scheitern drohte.

Zu dieser Zeit befassten sich Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung mit der Generierung von digitalen Höhenlinienkarten, die die Grundlage für die modellbauliche Produktion sein sollten, wobei es die Herausforderung zu meistern galt, die Erdprojektion auf den speziellen Verwendungszusammenhang im DSM hin zu programmieren. 1997 war es auch gelungen, den engagierten Modellbauer Jochen Ackermann aus Ilmenau/Thüringen für das Projekt zu begeistern, dessen kühne Kalkulation das Projekt wieder in machbare Größenordnungen rückte. Ein Grund für die Kostenreduktion trotz des hohen Anteils von Handarbeit war der geplante Einsatz einer rechnergesteuerten Fräsmaschine (CNC). Die Einwerbung zusätzlicher Mittel bei der Städtischen Sparkasse Bremerhaven machte daraufhin gute Fortschritte, der Finanzierungsbedarf war „handhabbar“ geworden.
 

Das Ansichtsrelief der Erde:
Vom Einzelteil zum Gesamtkunstwerk.

In Ilmenau wurde derweil an der Realisierung des Reliefs gearbeitet: Die topographischen Daten, die man mit Hilfe von Wissenschaftlern der Universität Halle akquiriert hatte, wurden rechnerisch aufbereitet und die Fräsbahnen auf den Einzelabschnitten des Reliefs berechnet. Was noch fehlte, war die Fräsmaschine, die schließlich mit finanzieller Unterstützung des Landes Thüringen erworben und für ihren Jungferneinsatz „Reliefpuzzle“ vorbereitet wurde.

Unterdessen war die Ausstellungsabteilung im DSM durch ein raumgreifendes Neuexponat, den Prototyp eines Tiefsee-Probennehmers, bereichert worden, so dass für das Puzzle nun nicht mehr genügend Platz zur Verfügung stand. Der Leiter der Abteilung, Reinhard Hoheisel-Huxmann, machte aus der Not eine Tugend, und so wurde aus dem Reliefpuzzle ein Ansichtsrelief. Diese Entscheidung brachte eine Reihe von Komplikationen mit sich: Bereits für das Puzzleformat gerechnete Datensätze mussten umgerechnet werden, und es tauchten Handhabungsprobleme durch die große Grundfläche von 4 x 2 Meter in Quasi-Ovalform auf. Aber auch diese Probleme konnten schließlich gelöst oder umgangen werden. Die Fräsmaschine arbeitete über 600 Stunden lang an den Einzelstücken für die DSM-Flacherde, wobei der Fräskopf insgesamt rund 60 Kilometer „durch Berg, Tal und Tiefsee“ zurücklegte, zunächst in einer Grobfräsung, danach in ein bis drei feinskaligen Fräsgängen. Die Aufgabe, die tatsächlichen Höhenverhältnisse farblich nachvollziehbar zu machen, übernahm die Airbrush-Künstlerin Ines Rose, die mit ruhiger Hand und genauem Auge die Erde kolorierte.

2002 endlich, rund acht Jahre nach der ersten Idee, war es so weit: Das Relief kam – in Einzelteile zerlegt – aus Thüringen an die Küste, wo sich nun die hauseigene Werkstatt des DSM ans Werk machte, einen modernen Vitrinenschutz zu entwerfen, der das Erdrelief beachtlich in Szene setzt. Beabsichtigt ist, die Erdfläche in allmählichem Wechsel durch ein Lichtband zu beleuchten, so dass die Elemente des Reliefs plastisch akzentuiert werden. Wer vor dem Relief steht und die vielgestaltige Morphologie der Erde auf sich wirken lässt, mag sich vorkommen wie ein „kleiner Astronaut“, der den Überblick behält. Mehr noch: Weil die Ozeane „leergepumpt“ sind, werden zahlreiche Strukturen sichtbar, die man zwar kennt oder von denen man gehört hat, die aber nun erst in ihrer räumlichen Lage eine konkrete Vorstellung ermöglichen – so etwa die Tiefseegräben, die mittelozeanischen Rücken oder die „Nadelflur“ von Inseln und „Seamounts“ im Pazifik.

Mit der Aufstellung des Reliefs in der Abteilung „Geschichte der Meeres- und Polarforschung“ findet ein Projekt seinen Abschluss, das über zahlreiche Hürden hinweg nunmehr endlich sein Ziel erreicht hat: dem interessierten Publikum zur Verfügung zu stehen.
 

Achtung, Redaktionen!

Zur Präsentation des Reliefs „Erdansicht“

am Dienstag, dem 25. März 2003, um 12.00 Uhr
im Erweiterungsbau des Deutschen Schiffahrtsmuseums,
Hans-Scharoun-Platz 1, Bremerhaven

durch den Direktor des DSM, Hans-Walter Keweloh, sind die Medien sehr herzlich mit der Bitte um Berichterstattung im redaktionellen Teil eingeladen. Über das Projekt berichten der zuständige Modellbauer, Jochen Ackermann aus Ilmenau/Thüringen, und der Leiter der Abteilung „Geschichte der Meeres- und Polarforschung“, Dipl.-Geogr. Reinhard Hoheisel-Huxmann, der unter Tel. 0471/48207-15 oder Email: huxmann@dsm.de auch vorab nähere Auskünfte erteilt.
 

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.
Informationen zum Pressedienst des DSM


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