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Info Nr. 11/09 vom 13.11.2009 |
Etliche dieser Fundpositionen wurden in aufwendigen Tauchexpeditionen wissenschaftlich erfasst, wobei zahlreiche neu entdeckte Schiffsfunde des Spätmittelalters einen Schwerpunkt der Forschungen darstellten. In dieser Zeit dominierte das Wirtschaftsbündnis der Hanse den Warenaustausch im nördlichen Europa. Dabei bildete das Schiff als wichtigstes Transportmittel die Basis der ökonomischen Macht. Wurden zur Erforschung dieser Thematik bislang vornehmlich historische Quellen herangezogen, erweitern archäologische Untersuchungen an Wrackfunden und Hafenanlagen das bisherige Bild und erlauben umfassende Aussagen zum Schiffbau, zur Schifffahrt und zum Seehandel jener Zeit.
Im Mittelpunkt der vom Deutschen Schiffahrtsmuseum als Band 67 seiner wissenschaftlichen Schriftenreihe herausgegebenen Arbeit „Große Handelsschiffe des Spätmittelalters“ von Dr. Thomas Förster stehen zwei hansezeitliche Wrackfunde, die am Gellen an der Südspitze der Insel Hiddensee und vor Timmendorf an der Westküste der Insel Poel entdeckt, untersucht und geborgen wurden.
Das „Poeler Wrack“ von
1369 und das „Gellenwrack“ von 1378 zeigen in besonderer Weise, dass
die
Schiffsform durch das Fahrtgebiet, die Frachten und auch durch die
beherrschten
Bautechnologien geprägt wurde. Sensationell ist der anhand der
beiden
Schiffsfunde mögliche Nachweis, dass in der zweiten Hälfte
des
14. Jahrhunderts eine sprunghafte Erhöhung der Ladekapazität
der Handelsschiffe stattfand. In der Blütezeit der Hanse bedeutete
die Vergrößerung des Transportraumes auf Schiffen eine
Profitmaximierung
bei den hansischen Kaufleuten. Das Bestreben nach einer
größeren
Ladekapazität führte im Schiffbau zu neuen Entwicklungen, die
sich an der Konstruktion der beiden Wrackfunde nachweisen lassen.
Die Fertigung einer
Replik
des Poeler Wrackfundes erlaubte ein genaues Studium der traditionellen
Schiffbautechnologien. Zugleich konnten an dem originalgetreuen Nachbau
der „Poeler Kogge“ moderne schiffstheoretische Berechnungen
durchgeführt
werden. Die Analyse des noch erhaltenen Schiffsinventars
ermöglicht
wichtige Aussagen zu Ladungsgütern und Fahrtrouten, zur
Seemannschaft
und zum Alltagsleben an Bord.
Ein ausführlicher Katalog über mehr als 130 Schiffsfunde an den Küsten von Nord- und Ostsee, von Großbritannien bis Russland, rundet die vorbildliche Arbeit Thomas Försters ab. Das 376 Seiten umfassende Buch besticht auch durch seine reiche Illustrierung, beispielsweise mit faszinierenden Unterwasseraufnahmen. Der Band ist im Convent Verlag, Kuden, erschienen und zum Preis von 49,90 Euro im Buchhandel oder im Shop des Deutschen Schiffahrtsmuseums erhältlich.
Bibliographische Angaben:
Thomas Förster
Große
Handelsschiffe
des Spätmittelalters
Untersuchungen an zwei
Wrackfunden des 14. Jahrhunderts vor der Insel Hiddensee und der Insel
Poel
(Schriften des Deutschen
Schiffahrtsmuseums, Band 67)
Kuden: Convent Verlag
2009
376 Seiten, 269
Abbildungen,
davon 185 in Farbe, Großformat (21 x 27 cm), in Kunstleinen
gebunden,
mit farbigem Schutzumschlag, 1745 g
ISBN 978-3-86633-012-2
Euro 49,90