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Info Nr. 12/09 vom 19.11.2009


DREIMASTSCHONER UND DAMPFBARKASSEN

Arbeit über weitgehend unbekannte Hamburger Werft in „Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums“ erschienen

Die weitgehend in Vergessenheit geratene Werft J.H.N. Wichhorst gehörte zu den wenigen Hamburger Schiffbau-Unternehmen des 19. Jahrhunderts, die vom Bau seegehender Holzsegelschiffe auf die Fertigung von eisernen und stählernen Dampfschiffen umstellten. 1827 gründete Matthias Wichhorst auf der Elbinsel Veddel eine kleine Schiffbauerei, die sein Sohn, der Schiffbaumeister Johann Wichhorst, 1839 übernahm. Unter der Firmierung J.H.N. Wichhorst baute er Schoner, Briggs und Barken. 1860 verlegte er seine Seeschiffswerft an einen günstigeren Standort, den Kleinen Grasbrook mitten im Hamburger Hafen.

Eine vorindustrielle Holzschiffswerft im 19. Jahrhundert musste keineswegs ein stagnierendes Unternehmen sein, wie sich unter anderem an der technischen Modernisierung der Werftanlagen zeigt. Johann Wichhorst legte bereits 1850 ein Trockendock an und war 1861 der erste Werftbesitzer im Hamburger Hafen, der einen Patent-Slip in Betrieb nahm. Obwohl sie für technische Verbesserungen des Werftbetriebes durchaus offen waren, zogen die Wichhorsts eine Umstellung auf den Eisenschiffbau lange Zeit nicht in Erwägung. Noch 1884 ließ der Nachfolger Johannes M. Wichhorst einen neugebauten hölzernen Schoner vom Stapel. Erst 1887 begann die Werft mit dem Eisenschiffbau, in einer Zeit, die vom Zollanschluss Hamburgs an das Deutsche Reich geprägt war.

Die Werft J.H.N. Wichhorst lieferte für nahezu alle Zweige der Hafenschifffahrt Landebrücken und Fährdampfer, Dampfschlepper und Spezialfahrzeuge, ebenso Frachtdampfschiffe, Leichter und Schleppkähne und anderes mehr. 1890 baute Wichhorst das Fluss-Feuerschiff für die Station KRAUTSAND und 1905 das Feuerschiff BÜRGERMEISTER BARTELS. Nach dem Tod von Johannes M. Wichhorst führten familienfremde Eigentümer die Werft J.H.N. Wichhorst unter dieser Firmierung weiter, bis das Unternehmen 1917 von der benachbarten Reiherstiegwerft übernommen wurde.

Zur Untersuchung der Geschichte dieser bisher kaum erforschten Werft, die unter dem Titel „Dreimastschoner und Dampfbarkasse“ jüngst als Band 68 in den wissenschaftlichen „Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums“ erschienen ist, konnte die Verfasserin, Ulrike Lange-Basman, Urenkelin von Johannes M. Wichhorst, außer zahlreichen archivalischen Quellen etliche im Familienbesitz befindliche Dokumente wie eine Familienchronik, Nachlasspapiere, Urkunden sowie Fotografien und Gemälde auswerten.

Die Unternehmensgeschichte der Werft wird vervollständigt durch rekonstruierte Baulisten, die sowohl die Holzsegelschiffe als auch die im Eisen- und Stahlschiffbau entstandenen Fahrzeuge verzeichnen, darunter zahlreiche bisher unbekannte Bauobjekte. Weitere Listen geben Auskunft über die von den Mitgliedern der Familie Wichhorst bereederten Schiffe. Außer J.H.N. Wichhorst werden ausgewählte Schiffbauer, Werftbetriebe und Reedereien aus dem verwandtschaftlichen, nachbarschaftlichen sowie geschäftlichen Umfeld von Wichhorst porträtiert, beispielweise die Werft Wichhorst & Co. aus Altona und die Hamburger Reederei Dampfschifffahrts-Gesellschaft „Hamburg“ GmbH (DGH).

Mit ihrer akribisch recherchierten, reich illustrierten Arbeit ist es Ulrike Lange-Basman nicht nur gelungen, die Geschichte der Familie Wichhorst vor dem Vergessen zu bewahren und für die Nachwelt aufzubereiten. Ihre prägnante Darstellung zur Wichhorst-Werft ist vielmehr auch ein wertvoller Beitrag zur hamburgischen Schiffbaugeschichte.

Bibliographische Angaben:

Ulrike Lange-Basman
Dreimastschoner und Dampfbarkassen
Die Hamburger Werft J.H.N. Wichhorst in der Zeit des Übergangs vom Holzschiffbau auf den Eisen- und Stahlschiffbau
(Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Band 68)
Wiefelstede: Oceanum Verlag 2009
308 Seiten, mit 187 teilweise farbigen Abbildungen, Großformat (21 x 27 cm), in Kunstleinen gebunden, mit farbigem Schutzumschlag, 1360 g
ISBN 978-3-86927-068-5
Euro 39,90




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