Robert Nilsson (damals 43 Jahre alt) galt zu seiner Zeit als einer der bedeutendsten Künstler Schwedens. 1937 erregte er mit einem Relief, das als Thema den Eidschwur darstellte, im Pavillon seines Heimatlandes auf der internationalen Ausstellung in Paris starkes Aufsehen. Auf seinem Figurenfries für die "Stockholm" hat er - in Anlehnung an "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen", die Selma Lagerlöf beschrieben hat - die Geschichte eines abenteuerlustigen jungen Landsmannes mit filigranen Bildern erzählt. Der Junge läßt seine Schulbücher an Land, reißt aus und fährt zur See. Er begegnet Schiffen und Booten der ganzen Welt - von der arabischen Dhau bis zum Eskimo-Kajak, von der chinesischen Dschunke bis zum Auslegerboot der Südsee, vom Rindenkanu der Indianer bis zum Rundboot vom Tigris. Er beobachtet die Seeleute und Bootsfahrer aller Herren Länder beim Fischfang und beim Frachtsegeln, auf der Jagd oder beim Tauchen nach Perlen. Nach der Heimkehr berichtet er seiner Braut dann, was er gesehen und erlebt hat.
Schon seit der Eröffnung des Deutschen Schiffahrtsmuseums im Herbst 1975 zieht das holzgeschnitzte Relief die Besucher an, als gingen von ihm magische Kräfte aus: Viele Betrachter können sich nur mühsam losreißen von dem in seinen Ausmaßen zwar großen, in Darstellungsform aber eher feingliedrig ausgearbeiteten Ausstellungsstück, das besonders blinden oder stark sehbehinderten Besuchern ganz neue Erlebnisse vermittelt: Sie dürfen das Relief abtasten.
In der Schiffahrtsgeschichte festgehalten dagegen ist, wie sich die Göteborger Reederei entschied, als ihre erste "Stockholm" ausgebrannt war und verschrottet werden mußte: Sie gab bei der gleichen italienischen Werft sogleich eine neue "Stockholm" in Auftrag. Der wie die Vorgängerin 205,60 Meter lange und 25,4 Meter breite und somit identische Nachbau sollte mit ebenfalls 1.350 Passagieren in drei Klassen im Liniendienst eingesetzt werden. Bei Kreuzfahrten war die Kapazität von vornherein auf 640 Passagiere und eine Klasse beschränkt. Die zweite "Stockholm" erhielt die weitgehend unzerstörte Maschinenanlage der ersten, dazu weitere Ausrüstungsgegenstände, die zum Zeitpunkt des Brandes noch nicht eingebaut gewesen waren. Das Nilssonsche Holzrelief war jedoch offensichtlich nicht darunter, zum Nutzen für das Museum, wie sich im nachhinein herausstellen sollte.
Auch bei diesem Auftrag war der Svenska Amerika Linjen kein Glück beschieden. Als die zweite "Stockholm" im Oktober 1941 und somit mitten im Krieg endlich fertiggestellt war, hatten die Schweden wegen der allgemeinen Situation in Europa vorläufig keine Verwendung für sie. Die italienische Regierung übernahm das Schiff und übergab es der "Italia" S. A. N. zur Bereederung. Der schmucke Neubau erhielt den Namen "Saubadia", beförderte aber keine gut zahlenden Passagiere, sondern - zum Truppentransporter umgerüstet - Soldaten nach den nordafrikanischen Kriegsschauplätzen.
Später wurde die "Saubadia" in Triest aufgelegt und diente seit dem 9. September 1943 nach der italienischen Kapitulation den Deutschen als Wohnschiff. Bei einem Angriff britischer Bomber am 6. Juli 1944 erhielt die Ex-"Stockholm" Bombentreffer, brannte wie das erste Schiff dieses Namens aus und sank. Erst 1949 wurde sie gehoben und endete, wie die Vorgängerin ein Jahrzehnt zuvor, jämmerlich auf einem Schrottplatz.
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