Deutsches Schiffahrtsmuseum

Regional-Presse-Info

Regionalinfo 05/00 vom 11.03.2000

Ein sorgsam umhegtes, süßes Wohlstandssymbol

Sonderausstellung im Deutschen Schiffahrtsmuseum widmet sich ausschließlich dem Thema "Banane" - Modernes, auf Kühlladungen spezialisiertes Containerschiff erfordert gleichhohen Energieaufwand wie eine Stadt mit 20.000 Einwohnern

Die Banane ist, man mag es kaum glauben, in der Seeschiffahrt eines jener Güter, die einer besonders sorgsamen Lagerung und Behandlung bedürfen. Wer ahnt schon, dass es einen höheren Aufwand erfordert, die in Europa hochgeschätzte Südfrucht von Mittel- und Südamerika oder Afrika bei 13,6 Grad Lufttemperatur über den Atlantik zu befördern als argentinisches Rindfleisch bei minus 20 Grad, oder dass ein für den Bananentransport konzipiertes Containerschiff soviel Energie verbraucht wie eine europäische Stadt mit 20.000 Einwohnern. Solche und weitere Erkenntnisse vermittelt die Sonderausstellung "Bananen - Mit Schiff, Bahn und Lkw von der Plantage zum Verbraucher", die am

Sonnabend, 18. März 2000, 11 Uhr, im Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven eröffnet wird.

Eine verkaufsgerechte Qualität läßt sich nur erreichen, wenn die Banane nach der langen Atlantikfahrt in dem gleichen Zustand in Europa ankommt, in dem sie auf den Plantagen geerntet worden ist: grasgrün. Gar nicht so einfach selbst bei der recht genau gesteuerten Raumtemperatur von 13,6 Grad: Wenn nicht zusätzlich die Luftzusammensetzung im Laderaum kontrolliert wird, löst das durch Stoffwechselvorgänge von der Banane freigesetzte Äthylen, ein ungesättigter Kohlenwasserstoff, trotzdem einen vorzeitigen und daher unerwünschten Reifeprozess aus. Deswegen wird die Luft im Laderaum zur Qualitätserhaltung nicht nur bis zu hundert Mal in der Stunde umgewälzt und zwei bis drei Mal sogar völlig ausgetauscht, es wird ihr zusätzlich oft auch Stickstoff beigefügt, der zusätzlich die Reifung hemmt.

Ist die Bananenladung erst einmal per Schiff, Bahn und Lkw in einem der Reifezentren in Europa angekommen, wird der Reifeprozess mit dem gleichen Wirkstoff, den man auf See noch kurzgehalten hatte, nun angeregt: Man setzt der Luft eine geringe Dosis Äthylen zu. Alles kostspielige Verfahren und Techniken, die einem hohen Qualitätsstandard dienen, aber natürlich auch Kosten verursachen. Wie übrigens auch der noch immer nicht beigelegte Bananenkrieg, in dem die Europäische Union die Einfuhr von Früchten aus EU-Regionen und einstmaligen überseeischen Besitzungen fördern und den Import der sogenannten Dollar-Banane aus Zentral- und Südamerika limitieren will - obwohl sich letztere bei den deutschen Verbrauchern höherer Beliebtheit erfreuen.

Unter den Südfrüchten besitzt vornehmlich die Banane den Status eines Wohlstandssymbols. Außer dem hohen Aufwand für Transport und Pflege gibt es dafür einen weiteren Grund: Zwar hatten die Portugiesen schon im 15. Jahrhundert auf den Kanarischen Inseln diese Frucht angebaut, aber ihren eigentlichen Siegeszug trat die Banane erst vor gut hundert Jahren in Europa an, als die ersten für den Transport geeigneten Dampfschiffe über den Atlantik pendelten. Heute sind die Deutschen mit einem Pro-Kopf-Jahresverbrauch von über 11 kg Weltmeister im Bananenimport.

Die Ausstellung im DSM führt dem Besucher auf 21 Bildtafeln, die in die Themenbereiche "Anbau", "Verschiffung", "Reifung und Verteilung" unterteilt sind, vor Augen, wie die von Natur aus krumme Südfrucht heute auf unseren Tisch kommt.

Alle Fotografien hat der Bremer Industrie- und Wirtschaftsfotograf Alfred Rostek aufgenommen, dessen Engagement für das DSM und für die Ausstellungsthematik soweit gegangen ist, dass er auf eigene Kosten nach Südamerika geflogen ist, um mit seinen Kameras in den Plantagen und auf den Transportwegen die eindrucksvollen Motive zu suchen. Natürlich wurde auch an Bord, im Fruchtterminal sowie bei der Eisenbahn- und Lkw-Verschiffung fotografiert.

Rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung ist die Broschüre "Kühlschiffe - Der weite Weg der Banane von der Plantage zum Verbraucher" erschienen. Autor ist der DSM-Historiker Klaus-Peter Kiedel, der die Geschichte der Bananenschiffe und der Banane bis zum heutigen Tage erzählt, also auch in die Vergangenheit zurückgreift, während sich die mit Alfred Rostek konzipierte Ausstellung mit der Gegenwart beschäftigt. Die 36seitige Broschüre - sie enthält viele Farbfotos, die auch in der Ausstellung zu sehen sind - kostet 9,80 DM.

Neben Rostek hat sich für die Ausstellung ein weiterer gewichtiger Sponsor gefunden: die Atlanta AG in Bremen, einer der größten Südfruchtimporteure in Deutschland. Deren Vorstandsvorsitzender Horst Möhlenbrock wird bei der Eröffnung Grußworte sprechen.

Achtung, Redaktionen

Zur Eröffnung der Sonderausstellung "Bananen - Mit Schiff, Bahn und Lkw von der Plantage zum Verbraucher" am

Sonnabend, 18. März 2000, 11 Uhr,
im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven

sind Sie sehr herzlich eingeladen.

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.


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