Deutsches Schiffahrtsmuseum

Regional-Presse-Info

Regionalinfo 07/00 vom 27.03.2000

EINLADUNG

Ein ganz und gar unromantischer Bordalltag: Bordtagebuch des Franz von Wahlde vom Frachtsegler PALLAS (1884 - 86) neu erschienen

Zehn Jahre nach der ersten Auflage, die im Handumdrehen vergriffen war, hat das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) den Band "Ausgebüxt - Bordtagebuch eines Schiffsjungen 1884 - 1886" neu herausgegeben. Darin berichtet der Autor Franz von Wahlde, Sohn eines praktizierenden Tierarztes in Elsfleth und später selbst Tiermediziner, von seinen Erlebnissen, vor allem aber über seine Erfahrungen, die er während seiner zweijährigen Seefahrtszeit sammelte, nachdem er als sechzehnjähriger Gymnasiast von zuhause ausgebüxt war. Das vom Schreiber für die Nachwelt erfreuliche Ergebnis ist eine ebenso vergnügliche wie spannende Lektüre, ein ungewöhnliches Zeitdokument, das Aufschluß vermittelt über das entbehrungsreiche, von härtester Arbeit geprägte, so ganz und gar unromantische Leben an Bord eines Frachtseglers vor über hundert Jahren.

Dr. Uwe Schnall, Leiter der wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Schiffahrtsmuseums, wird das Buch "Ausgebüxt" in einer öffentlichen Veranstaltung am

Dienstag, 4. April 2000, 20.00 Uhr,
in der Buchhandlung Geist in Bremen, Am Wall 161,

vorstellen. Dazu laden das Deutsche Schiffahrtsmuseum, die Bibliothek der Handelskammer Bremen und die Buchhandlung Geist gemeinsam ein.

Modellbauer Reinhard Sachs hat allerfeinste, millimetergenaue Arbeit leisten müssen, bevor er aus 1 : 100-Weißlingen, die es im Fachhandel zu kaufen gibt, die einzelnen Figuren so zurecht gebogen und auch so bemalt hatte, daß sie in ihren Funktionen zu erkennen sind, und mit der gleichen Sorgfalt und Präzision hat er Hunderte weitere Details im Kleinstformat gezaubert. Nichts hat er ausgelassen, nicht einmal die sogenannten "Opferanoden" aus Zink, deren Aufgabe es ist, sogenannte "Anfressungen" zu vermeiden, wie sie bei Verwendung verschiedener Metalle, zum Beispiel im Bereich des Propellers im Seewasser entstehen.

Die "Baltic Trader" ist wohl eines der schönsten und edelsten, auf jeden Fall aber perfektesten Modelle in der Schausammlung, und daran hat die Bauwerft ein wesentliches Verdienst: Auf Anfrage von Klaus-Peter Kiedel, dem Leiter des Forschungsbereiches "Küstenschiffahrt", lieferte die Schiffswerft Hugo Peters in Wewelsfleth an der Elbe bereitwillig die kompletten Baupläne, so daß Reinhard Sachs die Möglichkeit erhielt, das Schiff absolut originalgetreu nachzubauen. "Soviel Entgegenkommen ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit", weiß Kiedel. Er zählt den Wewelsflether Betrieb zu den bedeutendsten Deutschen Werften, die sich auf den Bau von Küstenmotorschiffen spezialisiert haben. Hugo Peters liefert nicht nur auf deutsche Rechnung, sondern ist auch im Exportgeschäft erfolgreich. Kiedel: "Vor allem ist die Werft für die hohe Qualität ihrer Schiffe bekannt."

Den Auftrag für die "Baltic Trader" erteilte die Hermann Buss KG in Leer, die sie sogleich vercharterte. Das Modell des Schiffes trägt die Schornsteinmarke der weltweit operierenden britischen Reederei P & O. Der am 13. September 1995 in Dienst gestellte Feeder ist 107,80 Meter lang und 19,20 Meter breit. In seinen Laderäumen kann er 134 Zwanzig-Fuß- oder 66 Vierzig-Fuß-Container unterbringen, an Deck weitere 413 20-Fuß- oder 192 40-Fuß-Container. Eine stattliche Anzahl solcher Behälter hat Reinhard Sachs feinsäuberlich ausgegossen und so exakt beschriftet, daß jeder Betrachter schon auf den ersten Blick erkennen kann, ob die Blechkästen Maersk' Sealand, Hapag-Lloyd oder einer anderen Reederei gehören.

Klaus-Peter Kiedel hat in der Ausstellung die Entwicklung dieser für die Container-Transporte der kurzen Wege längst unverzichtbaren Zubringerschiffe dadurch verdeutlicht, daß er die fünf Jahre alte "Baltic Trader" dem Modell der 1968 erbauten "Bell Vanguard" gegenüberstellte.

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.


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