Heißes Eisen –
Kann großflächige Eisendüngung des Südlichen
Ozeans der Klimaerwärmung entgegentreten?
Vortrag von Dr. Philipp Assmy am 28.04.2010
im Deutschen Schiffahrtsmuseum
Die einzelligen Algen im
Ozean, das so genannte Phytoplankton, erzeugen organische Substanz aus
CO2 und Nährstoffen mit Hilfe von Sonnenlicht. Sie liefern damit
die Nahrung für alle marinen Lebewesen und spielen eine
Schlüsselrolle bei der Regulation von atmosphärischem CO2 und
damit für das globale Klima.
Im Südlichen Ozean begrenzt Eisenmangel das Algenwachstum. Daher
ist diese Region unproduktiv aber reich an Pflanzennährstoffen.
Während der kalten, trockenen Eiszeiten war die Zufuhr von
eisenhaltigem Staub zum Südlichen Ozean erheblich höher als
heute. Die dadurch erhöhte Algenproduktion hat möglicherweise
wesentlich mehr CO2 im Südlichen Ozean gebunden. Die
Eisenhypothese wurde mit Hilfe von fünf
Eisendüngungsexperimenten im landfernen Ozean getestet, drei davon
durch das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
(AWI).
Bei allen Versuchen wurden Phytoplanktonblüten erzeugt. Das
Schicksal der einzelnen Eisen-induzierten Blüten war jedoch sehr
unterschiedlich. Während das erste vom AWI durchgeführte
Eisendüngungsexperiment (EisenEx) noch zu kurz war, um
Rückschlüsse über das Schicksal der Blüte zu
schließen, führte das Europäische Eisendungsexperiment
EIFEX zu einem massiven Aussinken von Kieselalgen (Diatomeen), der
vorherrschenden Algengruppe im Südpolarmeer. Diese Algenklasse ist
durch einen Panzer aus Silizium (Glas) gegen Fraßfeinde
geschützt. Das deutsch-indische Experiment LOHAFEX (Loha =Hindi
für Eisen) wurde dagegen im Vergleich zu den
Vorgängerexperimenten weiter nördlich im Silizium-armen
Wasser des Antarktischen Zirkumpolarstroms, einer kalten
Meeresströmung auf der Südhalbkugel, durchgeführt. Durch
den Silizium-Mangel entwickelte sich eine andere
Phytoplanktongemeinschaft als in vorherigen Experimenten. Diese
Algengemeinschaft wurde zum größten Teil durch den
Wegfraß der großen Zooplanktonbestände, vor allem der
Ruderfußkrebse (Copepoden), in Schach gehalten. Die Mengen
absinkender Partikel innerhalb und außerhalb des gedüngten
Flecks waren ungefähr gleich.
LOHAFEX hat gezeigt, dass andere Algengruppen nicht imstande sind,
große Blüten wie die der Diatomeen aufzubauen, obwohl sie
von der Eisenzugabe stimuliert werden. Wegen des niedrigen
Silizium-Gehalts im gesamten nördlichen Teil des Südlichen
Ozeans, wird die großflächige Düngung dieses Gebiets
eine nur geringe Wirkung auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre haben.
Die unterschiedliche Reaktionen der Planktongemeinschaft während
EIFEX und LOHAFEX und die daraus resultierenden Folgen für den
CO2-Kreislauf verdeutlichen, dass weitere Experimente notwendig sind,
um die Eignung dieser Methode für die CO2-Entsorgung zu erforschen.
Der Vortrag findet in Zusammenarbeit mit der Pier der Wissenschaft und
dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI)
statt. Der Eintritt ist kostenlos.
Achtung, Redaktionen!
Zum Vortrag „Heißes Eisen“ von Herrn Dr. Philipp
Assmy,
am Mittwoch, dem 28. April 2010, um 19.30 Uhr
im Deutschen Schiffahrtsmuseum,
Hans-Scharoun-Platz 1, Bremerhaven,
sind die Medien sehr herzlich mit der Bitte um Ankündigung im
redaktionellen Teil und Berichterstattung eingeladen.
Pressefoto: Bild 1:
Einholen eines Messgeräts bei rauem Wetter an Bord der Polarstern
(Foto: AWI)
Bild 2: Dr. Philipp Assmy (Foto: Thomas Bresinsky / Caligari
Film)
Pressedienst
• Marc Liedtke M.A. • Hans-Scharoun-Platz 1 • D-27568 Bremerhaven •
Telefon
+49 471 4820716 • Telefax +49 471 4820755 • presse@dsm.museum
• www.dsm.museum
Der
Info-Service
wird vom DSM herausgegeben und erscheint unregelmäßig bei
Bedarf.
Die Veröffentlichung ist kostenfrei; wir bitten jedoch um
Übersendung
eines Belegexemplares.