Deutsches Schiffahrtsmuseum

Regional-Presse-Info

Regionalinfo 16/99 vom 21.10.1999

Technisches Wunderwerk von einst als Blickfang von heute

Ronald Franke, der Maler der Binnenwasserstraßen, stellt sein neues Projekt "100 Jahre Dortmund-Ems-Kanal" vor Sonderausstellung vom 30. Oktober 1999 bis 2. Mai 2000 im Deutschen Schiffahrtsmuseum

Der Name Ronald Franke ist unter den Kunstfreunden in der Weser-Elbe-Region längst ein Begriff. Seitdem der Maler nach einem mehrwöchigen Aufenthalt als Stipendiat im Paul-Ernst-Wilke-Atelier im Frühjahr 1990 einen Querschnitt seines Schaffens im Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven vorgestellt hatte, hängen viele seiner Bilder mit Motiven von der Weser und aus den Häfen nicht nur im DSM, sondern auch in Büroräumen, Behörden, Privathäusern und Wohnungen. In den vergangenen Monaten nahm Franke neue wassernahe Motive in sein Blickfeld, und die Anregung dazu ging von kompetenter Seite aus: Das in das Jahr 1999 fallende Jubiläum "100 Jahre Dortmund-Ems-Kanal" hat das Westfälische Industriemuseum in Dortmund und das Deutsche Schiffahrtsmuseum bewogen, in Kooperation eine Sonderausstellung zu diesem Thema mit Arbeiten des in Köln lebenden Künstlers zu konzipieren und zu präsentieren. Die aktuellen Bilder Frankes sind ab Sonnabend, den 30. Oktober 1999, bis einschließlich 2. Mai 2000 im neu hergerichteten DSM-Sonderausstellungsraum zu sehen.

Der Werkausschnitt ist das bislang letzte Kapitel eines in der deutschen Kunstgeschichte einmaligen Projektes, mit dem Ronald Franke, inzwischen 36, seit rund 15 Jahren befaßt ist - mit einer künstlerischen Enzyklopädie der deutschen Binnenwasserstraßen. Unermüdlich begibt er sich das eine um das andere Mal auf Entdeckungsreisen durch Fluß-, Kanal-, Hafen- und Stadtlandschaften.

"Entstanden ist ein jährlich sich vergrößernder Schatz von Gemälden, die den Eindruck vermitteln, als schöpfe Franke aus einer nie versagenden Quelle", sagt DSM-Wissenschaftler Dr. Lars Ulrich Scholl, der maßgeblich an der Vorbereitung der neuen Ausstellung beteiligt gewesen ist. Es war wohl die Ruhelosigkeit des Wassers, die den suchenden und schauenden Künstler zu immer neuen Studien vor der Natur animierte, ist sich Scholl sicher.

In diesem Jahr mündete das Arbeitsvorhaben, das für den Maler noch längst nicht als abgeschlossen gilt, in das ruhige Fahrwasser einer künstlichen Wasserstraße ein, des Dortmund-Ems-Kanals, den Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 mit der feierlichen Einweihung des gerade fertiggestellten Endhafens Dortmund für den Schiffsverkehr freigab. Die Anreise nach Dortmund unterbrach der Monarch eigens für die Besichtigung des Schiffshebewerkes Henrichenburg, das hernach 70 Jahre lang störungsfrei in Betrieb bleiben sollte. Wilhelm, heute würde man sagen: ein Technikfan, nahm sich dafür exakt 45 Minuten Zeit - von 7.15 bis 8 Uhr am Morgen. Der 251,6 Kilometer lange Kanal entstand in sieben Jahren (von 1892 bis 1899) mit einem Kostenaufwand von knapp 80 Millionen Mark. Täglich mußten zwischen 2000 und 4000 Arbeiter ihre Muskelkräfte einsetzen; hinzu kamen zwischen 400 und 800 Handwerker, Schachtmeister und Poliere am Tag. Insgesamt wurden auf der Strecke zwischen Dortmund und Papenburg an der Ems 484 Bauwerke erstellt, darunter ein Pumpwerk bei Olfen, 19 Schleusen, drei Kanalbrücken über Lippe, Stewer und Ems, 175 Eisenbahn,- Straßen- und Wegebrücken, 273 Durchlässe und Düker, Sicherheitstore und Schiffsliegestellen, die Häfen in Dortmund, Hardenburg, Münster und Emden. Mit 2,5 Millionen Mark war das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop das teuerste Einzelbauwerk. Mit seiner Hilfe wurde eine Geländestufe von 14 Meter Höhenunterschied überwunden.

Diesem Wunderwerk der Ingenieurskunst galt nicht nur die besondere Aufmerksamkeit des Kaisers, sondern 100 Jahre später auch des Malers Ronald Franke: Sein Ölgemälde Schiffshebewerk beeindruckte die Ausstellungsplaner in Bremerhaven so sehr, daß sie es als Blickfang für die Einladungskarte benutzten. Nicht technische Gründe, sondern die gestiegenen Abmessungen der Kanalschiffe machten eine Stillegung von Henrichenburg I ein halbes Jahrhundert nach der Inbetriebnahme unumgänglich. Zwischen 1958 und 1962 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft ein zweites, größeres Schiffshebewerk. Henrichenburg I aber ging 1979 in die Obhut des Westfälischen Industriemuseums über und lockt heute Jahr für Jahr Tausende von Besuchern an.

Die künstlerische Ausbeute von Ronald Frankes Schaffen auf dem Dortmund-Ems-Kanal und benachbarten Gewässern umfaßt Ölgemälde, Gouache und Skizzen in stattlicher Anzahl. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, daß hinter dem Maler von Beginn an ein bedeutender Förderer stand, den er 1983 am Lago di Como kennengelernt hatte und ohne dessen Hilfe er sein einzigartiges Projekt niemals hätte verwirklichen können: Hans-Wilhelm Dünner, damals Geschäftsführer des Bundesverbandes der Selbständigen, Abteilung Binnenschiffahrt, ansässig in Frankes Geburtsort Bonn. 1983 verbrachte Franke als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Studienaufenthalt in Cadenabbia, dem Ferienort des ersten deutschen Bundeskanzlers. Die Freundschaft zwischen Maler und Förderer hält bis heute: Auch das Einzelprojekt "100 Jahre Dortmund-Ems-Kanal" wird wieder von dem heutigen Geschäftsführer der Deutschen Binnenreederei unterstützt.

Achtung, Redaktionen!

Zur Eröffnung der Ronald-Franke-Sonderausstellung "100 Jahre Dortmund-Ems-Kanal" am

Sonnabend, 30. Oktober 1999, um 11 Uhr,

sind Sie herzlich in das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven eingeladen. Der Künstler wird anwesend sein.

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