Bereits seit Februar letzten Jahres steht die Neumayer-Station über eine Satellitenverbindung der Telekomtochter DeTeSat und den Intelsat-Satelliten IS 705 mit dem "Mutterhaus" im rund 13 865 Kilometer entfernten Bremerhaven im Dauerkontakt. Die geschaltete Standleitung, eine weltumspannende Datenbrücke, die im AWI-Alltag der Übermittlung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in der gegenwärtig dunklen, klirrend kalten Polarnacht dient, wird von Juli bis Dezember um das Sechsfache auf eine Leistung von 384 Kilobit pro Sekunde ausgebaut. Mit dieser Bandbreite können zukünftig Ton und Bild noch zuverlässiger, in noch höherer Qualität und nahezu ohne Zeitverzögerung aus dem ewigen Eis nach Deutschland übertragen werden.
Bereits jetzt, mit weniger Leistung, ist die Live-Übertragung hochwertig, und davon soll nun, ein wichtiges gemeinsames Anliegen der Kooperationspartner AWI und DSM, auch das breite Publikum einen Eindruck erhalten. An das Projekt hat Birgit Schindler, EDV-Administratorin im DSM, verantwortlich für die gesamte Informationstechnologie im DSM, viel Überlegung, technisches Wissen und Arbeitskraft einbringen müssen. Sie sorgte für die erforderliche Verkabelung im Hause und richtete gemeinsam mit dem AWI eine Funkstrecke zum "Mutterhaus" auf der anderen Seite des Alten Hafens ein.
Daß ab Donnerstag einmal in der Woche sowohl in der DSM-Ausstellung zur Polarforschung als auch im benachbarten Kleinkino die Live-Übertragung zu verfolgen sein wird, ist aber nur ein Teil des Angebotes. An allen Tagen der Woche während der üblichen Öffnungszeiten sind auf der elektronischen Leinwand erstmalig Filmaufnahmen zu sehen, die mit einigen Stunden Verzögerung in Fernsehqualität aus der vor allem im Winter wegen Eis, Dunkelheit und Sturm so unzugänglichen winterlichen Antarktis übertragen werden. Währenddessen läuft im Kino wieder nebenan das normale Programm, das jedoch mit einigen AWI-Filmen angereichert wird.
Fünf Tage nach der öffentlichen Premiere in Bremerhaven - vom 11. bis 13. Juli - können übrigens auch die Besucher der EXPO 2000 in Hannover am AWI-Stand beim sogenannten Global Dialogue Event der deutschen Wissenschaft mit den Antarktisforschern in der Neumayer-Station sprechen. Zum Beispiel mit der Luftchemikerin Astrid Löwe, die sich Tag für Tag durch den Schnee zu ihren Meßgeräten durchkämpfen muß. Zwei Kilometer hin, zwei Kilometer zurück, und immer mit den Händen an den zur Orientierung gespannten Leinen. Sie registriert in der extrem reinen Luft der Eiswüste den Ozongehalt und winzige Staubteilchen in der Atmosphäre.
Die Wettbewerbsaufgabe hat übrigens die Jury letztes Jahr mit voller Absicht dem Motto der EXPO 2000 entlehnt, das bekanntlich "Mensch - Natur - Technik" lautet. "Wir sind der Meinung gewesen, daß sich dieses Thema von den Film- und Videoamateuren auf vielfältige Weise aufnehmen, variieren und didaktisch verarbeiten läßt", berichtet Keweloh, der auch als Juryvorsitzender wirkt. Außer der Aussicht, in die aktuelle Filmliste des Museums aufgenommen zu werden, erhalten die potenziellen Teilnehmer weitere Anreize geboten: Der erste Preisträger des mittlerweile längst in Fachkreisen eingeführten Wettbewerbs für Film- und Videoamateure erhält 500 DM. Für den zweiten Preis sind 300 DM ausgesetzt, für den dritten 200 DM.
Inzwischen sind beim Deutschen Schiffahrtsmuseum Anfragen von mehreren Film- und Videoamateuren eingegangen. Keweloh zieht aus dieser Tatsache den Schluß, daß deutlich mehr Arbeiten eingehen könnten als letztes Jahr, als der Wettbewerb unter dem Zungenbrecher-Thema "Fischers Fritz fängt frische Fische" stand.
Das Ergebnis im Jahre 1999: mehr Klasse als Masse. Die Jury würde sich freuen, wenn diesmal zu der Qualität auch die Quantität käme. Die 22. Maritimen Filmtage werden - wie stets - vom Deutschen Schiffahrtsmuseum und dem Amateurfilm- und Videoclub "Kogge" Bremerhaven gemeinsam veranstaltet. Einsendeschluß für die Beiträge ist der 31. August.
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