Deutsches Schiffahrtsmuseum

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Presse-Info-Service


Info Nr. 04/02 vom 06.03.2002


Mit Schiff, Bahn und LKW vom Hersteller zum Händler

Bremer Fotograf Alfred Rostek begleitete Autos auf ihrem weiten Weg vom Fließband in den USA bis zur Auslieferung in Bremerhaven – Sonderausstellung im DSM zeigt in faszinierenden Bildern die Eigenheiten des Autotransports

Der Autoumschlag in Bremerhaven ist im vergangenen Jahr auf 1,2 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Damit liegt die Seestadt nahezu gleichauf mit Zeebrügge an der Spitze in Europa – durchschnittlich fast 3300 Autos rollen in Bremerhaven täglich an und von Bord der Schiffe. Während der Import aus dem europäischen Ausland und aus Übersee vorzugsweise mit LKW von Bremerhaven aus an das Händlernetz im Bundesgebiet und den benachbarten Ländern ausgeliefert wird, befördern schier endlose Güterzüge die Neufahrzeuge aus einheimischer Produktion zur Verschiffung an die Unterweser. Auch in Hamburg, Cuxhaven und Emden werden beachtliche Mengen an Neufahrzeugen verladen. Vor dem Hintergrund der enormen wirtschaftlichen Bedeutung dieses Schifffahrtszweiges für die deutschen Häfen und als Beitrag zu den Feierlichkeiten zum 175-jährigen Jubiläum der Seestadt präsentiert das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven in diesem Jahr eine Sonderausstellung zum weltweiten Autotransport.

Den Kern der Ausstellung bilden über 100 Bilder, die der Bremer Fotograf Alfred Rostek im Sommer und im Winter, bei sengender Hitze, bei Schnee und Eis, für das DSM aufgenommen hat. Zwei Jahre lang hat Rostek die Spuren der Autos verfolgt, hat Reisen an Bord der größten Spezialschiffe, die bis zu 6000 Fahrzeuge transportieren können, ebenso mitgemacht wie solche auf den kleineren Roll on/Roll off-Schiffen, die in der Nord- und Ostsee im Einsatz sind. Sogar nach Charleston (USA) ist er geflogen, um die dort vom Band laufenden BMW-Großraumlimousinen und -Sportwagen vom Antritt ihrer Reise über den Atlantik bis in das Schaufenster einer Bremerhavener Niederlassung zu begleiten. Das Spektrum der Aufnahmen reicht von den hellerleuchteten Schiffsdecks mit ihrer dicht an dicht geparkten wertvollen Ladung über die Maschinenräume, Ruderhäuser und Unterkünfte der Mannschaften bis hin zur Kombüse. Die Fotos aus den Häfen zeigen in faszinierenden Bildern – u.a. anhand von Nachtaufnahmen –, wie die Autos an und von Bord der Schiffe gefahren, auf riesigen Parkplätzen und zunehmend auch in Parkgaragen für den Weitertransport bereitgestellt oder in einem der sogenannten „Pre-Delivery-Inspection-Center“ vor der Auslieferung an den Händler endausgerüstet werden. Denn die im Hafen tätigen Firmen begnügen sich längst nicht mehr mit dem bloßen Umschlag, sondern offerieren den Herstellern auch bestausgerüstete Montagehallen, in denen sie unter anderem Klimaanlagen, Sonnendächer oder Lederpolsterungen nachrüsten und spezielle Lackierungen ausführen. Dies alles hat unter strenger Beachtung der Qualitätsmaßstäbe der Autobauer zu geschehen, die ihre Produkte in einwandfreiem Zustand an die Kunden ausliefern wollen. So dürfen z.B. die Arbeitsanzüge der Fahrer, die die Autos an und von Bord chauffieren, nicht mit Reißverschlüssen versehen sein, da diese beim Ein- und Aussteigen Kratzspuren an der Inneneinrichtung der Fahrzeuge verursachen könnten. Kontrastiert wird der Autotransport in der heutigen Zeit durch eingestreute Schwarzweiß-Bilder aus den 1950er und 1960er Jahren, die den Vergleich mit alten Verladetechniken ermöglichen. Da sieht man den VW-Käfer am Haken eines Krans von Bord schweben, die Trageseile einfach an den Befestigungen der Stoßstangen angeschlagen. Ein Anblick, der bei einem heutigen „Quality Manager“ schieres Entsetzen auslösen würde! Bewundernd stellt man allerdings auch fest, dass der Hamburger Reeder Arnold Bernstein, dessen Autobiographie im vergangenen Jahr vom DSM herausgegeben wurde, schon in den 1920er Jahren Schiffe mit Seitenrampen einsetzte, über die Autos – wie heute – auf eigenen Rädern an Bord rollten.

Selbstverständlich werden die Fotografien durch weitere Exponate ergänzt. So haben die Reedereien E. H. Harms, Wallenius Wilhelmsen und Nippon Yusen Kaisha Modelle von Autotransportern zur Verfügung gestellt, und die Firma Wiking-Modellbau überließ dem Museum 850 Autos im passenden Maßstab, um die Ladefähigkeit eines in der europäischen Küstenfahrt eingesetzten Schiffes augenfällig demonstrieren zu können. Aquarellstudien des den Museumsbesuchern bestens bekannten Malers Ronald Franke bilden schließlich ein interessantes Pendant zu den fotografischen Arbeiten Alfred Rosteks. Speziell lackierte Karosserieteile stellten die Werkstätten der Firma E. H. Harms als dekorativen Augenfang zur Verfügung.

Die Sonderausstellung ist bis zum 15. September 2002 im DSM zu sehen (ohne zusätzlichen Eintritt). Möglicherweise wird sie danach der vor zwei Jahren präsentierten Ausstellung über die Kühlschiffe folgen, die seitdem an zahlreichen Orten im In- und Ausland zu sehen war und derzeit im Emsland-Museum in Papenburg zu betrachten ist. Spezielle Führungen durch die Ausstellung Autotransport, z.B. für Schulklassen, sind nach Absprache möglich. Begleitend zur Sonderausstellung erscheint eine reich illustrierte, farbige Broschüre, die auf 36 Seiten kompakt und zugleich vielseitig über den Transport von Autos auf dem Wasser, der Schiene und der Straße von den Anfängen im 20. Jahrhundert bis heute berichtet. Die von der BLG Logistics Group finanziell unterstützte Begleitschrift von Klaus-Peter Kiedel: Autotransport ist zum Preis von EUR 5,– im Museumsshop oder per Versand beim DSM erhältlich.
 

Achtung, Redaktionen!

Zur Eröffnung der Sonderausstellung „Autotransport Mit Schiff, Bahn und LKW vom Hersteller zum Händler“ am

Samstag, dem 16. März 2002, um 11.00 Uhr,
im Vortragssaal des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bremerhaven, Hans-Scharoun-Platz 1,

durch den geschäftsführenden Direktor des DSM, Prof. Dr. Detlev Ellmers, und den Leiter des Archivs, Klaus-Peter Kiedel, sind Sie sehr herzlich mit der Bitte um einen Vorbericht und Berichterstattung eingeladen. Grußworte sprechen Herr Hillert Onnen, Generalbevollmächtigter der BLG Logistics Group, und Egon H. Harms, Geschäftsführender Gesellschafter der E. H. Harms Automobile-Logistics. Nähere Auskünfte erteilt Klaus-Peter Kiedel (Telefon 0471/48207-64 oder 0170/5754089).
 

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.
Informationen zum Pressedienst des DSM


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