Deutsches Schiffahrtsmuseum

Institut der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V.

Presse-Info-Service


Info Nr. 09/04 vom 28.05.2004


Freilichtbereich des Deutschen Schiffahrtsmuseums lädt ein

Rechtzeitig zu Pfingsten erstrahlen etliche Prunkstücke im Außengelände des Nationalmuseums in neuem Glanz

Nach langwieriger Restaurierung präsentieren sich etliche Großobjekte der Sammlung des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven rechtzeitig zu Pfingsten wieder in originalem Zustand: der den Museumshafen überragende Kampnagelkran aus dem Jahr 1925, der Hafenschlepper „Stier“ mit seinem berühmten Voith-Schneider-Antrieb – täglich, außer montags, von 11–15 Uhr für Besucher geöffnet –, der letzte pommersche Haffkahn „Emma“ und der Walfangdampfer „Rau IX“.

Die meisten Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten der Exponate des Deutschen Schiffahrtsmuseums werden durch die hauseigene Werkstatt vorgenommen. Zu diesen Arbeiten zählen nicht nur die Restaurierung von Gemälden, Schiffsmodellen und anderen Kleinobjekten, sondern auch die aufwendige Pflege und Erhaltung der originalen Großexponate im Museumsgebäude und insbesondere im Freilichtbereich des Museums, die Wind und Wetter ausgesetzt sind und daher besonderer Pflege bedürfen.

Der 30 Meter hohe Kran aus Hamburgs Traditionskranschmiede Kampnagel erstrahlt wieder wie in seinem Baujahr 1925. Der Ausleger wurde abgenommen und abgestrahlt, das Maschinenhaus von der Werkstatt des DSM unter Leitung von Jörg Geier neu aufgearbeitet und beschichtet. Dieser elektrische Halbportal-Dreh-Wippkran stand ursprünglich im Kaiserhafen Bremerhavens. Der über 70 Tonnen schwere stahlblaue Veteran steht als Wahrzeichen für den klassischen Stückgutumschlag, den es heute nicht mehr gibt.

Auch der an Land aufgestellte Hafenschlepper „Stier“ wurde zu seinem 50. Geburtstag umfassend restauriert. Wie beim Kampnagelkran halfen auch hier die Motorenwerke Bremerhaven bei den Stahlarbeiten. Der Rumpf wurde bis aufs blanke Eisen abgestrahlt, verzinkt und neu lackiert. Alle Holzteile wurden komplett ausgetauscht. Der Innenraum des Schleppers kann ab dem 29. Mai täglich, außer montags, von 11–15 Uhr besichtigt werden. Der „Stier“ zeichnet sich durch seinen Voith-Schneider-Antrieb aus, der aus an zwei rotierenden Scheiben befestigten drehbaren Messern besteht und es dem Schlepper ermöglicht, direkt in jede Richtung zu fahren und auf der Stelle zu drehen. „Vom Kampnagelkran und dem „Stier“ mussten wir zentnerweise Taubenkot abkratzen“, berichtet Jörg Geier. „Manche Besucher halten sich leider nicht an das Fütterungsverbot. Damit die Schäden nicht wieder so extrem werden und um die Infektionsgefahr zu senken, haben wir Taubendraht gespannt.“

Die „Emma“, der letzte erhaltene pommersche Haffkahn, ist ebenfalls frisch renoviert. Die Museumswerkstatt rekonstruierte die Bemastung samt Mastschuhen und die gesamte Takelage. Zu besonderen Anlässen (und bei wenig Wind) ist es möglich, die Segel zu setzen. Die „Emma“ fuhr noch bis 1992 durch Flüsse und Kanäle und transportierte Kies und Korn. Als Küstensegler hatte sie ursprünglich an ihren drei 19, 21 und 17 Meter hohen Masten etwa 240 m² Segelfläche gesetzt. Die trapezförmigen Sprietsegel wurden mit einer schräggestellten Sprietstange gespannt. Bei einer Länge von 41,50 Meter hat die „Emma“ einen Leertiefgang von gerade 46 cm. Auf Binnenwasserstraßen wurden Haffkähne zeitweilig „gestoßen“. Dazu wurde am Heck ein Beiboot seitlich parallel zum Ruder festgezurrt, wie im Freilichtbereich des DSM zu sehen. Dieser „Stoßer“ schob die „Emma“ mit seinem 120 PS starken 6-Zylinder-Motor. Auf Fahrten vom Haff über die Oder nach Süden konnten die Masten der pommerschen Haffkähne in Stettin per Kran herausgenommen und bis zur Rückkehr an Land gelagert werden.

Nach zweijährigen Instandsetzungsarbeiten präsentiert sich der Walfangdampfer „Rau IX“ heute wieder in seinem Originalzustand – den er gehabt hätte, wenn er nicht 1939 direkt vor Fertigstellung für den Kriegsdienst zweckentfremdet worden wäre. Da das Holzdeck morsch war, wurde eine neue Beplankung nach Maß gefertigt, exakt verlegt und kalfatert. Die Relingstützen und Spanten wurden nach Originalplänen erneuert und die Metallteile mit Druckluft-Nadelentrostern behandelt. In ihrer bewegten Geschichte wurde die „Rau IX“ zuerst von der Kriegsmarine zum U-Boot-Jäger umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr sie im Minenräumdienst und anschließend unter norwegischer, isländischer und färöischer Flagge im Walfang in arktischen Gewässern. Nach dreißigjähriger Dienstzeit kam die „Rau IX“ 1969 nach Bremerhaven und dient seit 1972 als Museumsschiff. Heute kann man als Besucher auf den Spuren der Walfänger von der offenen Kommandobrücke aus über die Laufbrücke zur am Bug montierten roten Harpunenkanone gehen. Mit großen Doppelklüsen im Vorschiff wurden gefangene Wale außenbords befestigt. Beim Rundgang durch das Schiff können die Kajüten und die Rudermaschine besichtigt werden. Der imposante Maschinenraum des 46,11 Meter langen Schiffes ist für Technikinteressierte geöffnet. Dort erzeugt eine ölbefeuerte Kesselanlage Dampf, um die Dampfmaschine, eine 3-Zylinder-Dreifachexpansions-maschine mit 1177 kW (1600 PS), anzutreiben.

Der Walfangdampfer „Rau IX“, die auch als Restaurant genutzte Bark „Seute Deern“, das Feuerschiff „Elbe 3“ und der Hochsee-Bergungsschlepper „Seefalke“ können bis Ende Oktober täglich von 10–18 Uhr besichtigt werden. Eintrittskarten sind an der Museumskasse erhältlich. Die Besichtigung der Schiffe ist im Museumseintritt enthalten.

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