Reinhard Sachs ist Modellbauer im
DSM
Zu
seinem Handwerkszeug zählen Lupenbrille und Pinzette sowie Pinsel
und Werkzeug
feinster Größen. Am wichtigsten aber sind für Reinhard
Sachs Detailgenauigkeit
und –Phantasie! 1994 übernahm der gelernte Apparatebauer die
Abteilung
Modellbau im DSM von seinem Vorgänger Karl-Heinz Haupt. Zu diesem
Zeitpunkt war
er allerdings schon über 16 Jahre als Restaurator an dem
renommierten
Forschungsmuseum tätig.
Seine Werkstatt nimmt sich wie ein
kleines Miniatur-Wunderland aus.
Neben einer schier unerschöpflichen Anzahl geheimnisvoller
Gerätschaften,
Materialien, Werkzeugen und Werkstoffen verschiedenster Art finden sich
hier
Schubladen voller Gussformen für Minicontainer oder
Besatzungsmitglieder in
Kleinstform, deren äußere Erscheinung mittels Pinsel und
Farbe an die jeweilige
Epoche angepasst wird – je nach Modell und Anforderung.
Das
meiste wird dabei selbst produziert, da Vorgefertigtes in diesem Metier
nur
äußerst selten zu erwerben ist. Hier sind vor allem eine
große
Vorstellungskraft, Improvisationstalent und erhebliche Fingerfertigkeit
gefragt, denn: Der Teufel steckt oft im
Detail, schmunzelt Sachs.
Gerade die alltäglichen Dinge des
Lebens stellen häufig die
größte Herausforderung
dar. Auch die Kaffeemaschine oder der Feuerlöscher, ja sogar der
Aschenbecher
auf dem Modell der Schiffsbrücke des Containerfeeders Baltic Trader, die gerade
fertig gestellt wurde und nun in
der Ausstellung bestaunt werden kann, müssen maßstabsgerecht
wiedergegeben
werden! Eigens für diesen Zweck hat Reinhard Sachs einen Ordner
angelegt, in
dem die Abmessungen diverser Gebrauchsgegenstände exakt
festgehalten sind, um
sie entsprechend jederzeit abrufen und im Maßstab 1:100 nachbauen
zu können.
Ein
Modellbauer ist quasi immer im Dienst, denn bei der Frage, wie die
Kaimauer,
die für ein Hafendiorama zu rekonstruieren ist, wohl vor
einhundert Jahren
tatsächlich ausgesehen haben mag, lässt er sich auch mal auf
langen
Sonntagsspaziergängen durch historische Häfen inspirieren. Und das Problem, ein Fundament für das Modell eines
Leuchtturms orginalgetreu zu gestalten, konnte beim Anblick eines
Blumentopfes
in einem Baumarkt ganz spontan zufriedenstellend gelöst werden.
Mit einem Bein ist
man in diesem Beruf ja eigentlich immer auch Künstler, so Sachs. Er ist nach wie vor mit
großem Engagement und enormem Einsatz bei der Sache.
Kleine Abenteuer inklusive. Um sich
beispielsweise eine genaue Vorstellung von der besagten
Schiffsbrücke der Baltic
Trader machen zu können, hatte Sachs
ursprünglich die Absicht, sich auf der Außenweser auf den
Feeder übersetzen
zu lassen. Nach genauer Absprache mit dem Schiffsmeldedienst konnte
dann
aber noch
ein Begehungstermin während einer der kurzen Liegezeiten im Hafen
arrangiert
werden.
Ein
Einsatz, der sich auszahlt, ist doch gerade der Modellbau ein
unentbehrlicher
Bestandteil der musealen Tätigkeit! Detailgetreue Schiffsmodelle
oder Dioramen
vermitteln auf unvergleichlich lebendige
und hautnahe Weise Einblicke in die maritime Geschichte und sind damit
ein
wichtiger Part der Präsentation.
Um
optimale Ergebnisse erzielen zu können, ist eine enge
Zusammenarbeit zwischen
dem Modellbauer und den einzelnen Wissenschaftlern notwendig. Im Grunde genommen ist der Modellbau ein
Teil unserer Publikation, denn auch auf diese Weise machen wir unsere
Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich,
erläutert
Prof. Dr. Lars U. Scholl, geschäftsführender Direktor des DSM.
Abbildung: Letzte Feinarbeiten:
Reinhard
Sachs bei der Fertigstellung des Brückenmodells der Baltic Trader. Foto: Egbert
Laska, DSM
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