Deutsches Schiffahrtsmuseum

Institut der Leibniz-Gemeinschaft

Presse-Info-Service


Info Nr. 10/06 vom 29.03.2006


 „Der Teufel steckt oft im Detail…“

Reinhard Sachs ist Modellbauer im DSM

Zu seinem Handwerkszeug zählen Lupenbrille und Pinzette sowie Pinsel und Werkzeug feinster Größen. Am wichtigsten aber sind für Reinhard Sachs Detailgenauigkeit und –Phantasie! 1994 übernahm der gelernte Apparatebauer die Abteilung Modellbau im DSM von seinem Vorgänger Karl-Heinz Haupt. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings schon über 16 Jahre als Restaurator an dem renommierten Forschungsmuseum tätig.  

Seine Werkstatt nimmt sich wie ein kleines Miniatur-Wunderland aus. Neben einer schier unerschöpflichen Anzahl geheimnisvoller Gerätschaften, Materialien, Werkzeugen und Werkstoffen verschiedenster Art finden sich hier Schubladen voller Gussformen für Minicontainer oder Besatzungsmitglieder in Kleinstform, deren äußere Erscheinung mittels Pinsel und Farbe an die jeweilige Epoche angepasst wird – je nach Modell und Anforderung.

Das meiste wird dabei selbst produziert, da Vorgefertigtes in diesem Metier nur äußerst selten zu erwerben ist. Hier sind vor allem eine große Vorstellungskraft, Improvisationstalent und erhebliche Fingerfertigkeit gefragt, denn: Der Teufel steckt oft im Detail, schmunzelt Sachs.

Gerade die alltäglichen Dinge des Lebens stellen häufig die größte Herausforderung dar. Auch die Kaffeemaschine oder der Feuerlöscher, ja sogar der Aschenbecher auf dem Modell der Schiffsbrücke des Containerfeeders Baltic Trader, die gerade fertig gestellt wurde und nun in der Ausstellung bestaunt werden kann, müssen maßstabsgerecht wiedergegeben werden! Eigens für diesen Zweck hat Reinhard Sachs einen Ordner angelegt, in dem die Abmessungen diverser Gebrauchsgegenstände exakt festgehalten sind, um sie entsprechend jederzeit abrufen und im Maßstab 1:100 nachbauen zu können.

Ein Modellbauer ist quasi immer im Dienst, denn bei der Frage, wie die Kaimauer, die für ein Hafendiorama zu rekonstruieren ist, wohl vor einhundert Jahren tatsächlich ausgesehen haben mag, lässt er sich auch mal auf langen Sonntagsspaziergängen durch historische Häfen inspirieren. Und das Problem, ein Fundament für das Modell eines Leuchtturms orginalgetreu zu gestalten, konnte beim Anblick eines Blumentopfes in einem Baumarkt ganz spontan zufriedenstellend gelöst werden.

Mit einem Bein ist man in diesem Beruf ja eigentlich immer auch Künstler, so Sachs. Er ist nach wie vor mit großem Engagement und enormem Einsatz bei der Sache.  Kleine Abenteuer inklusive. Um sich beispielsweise eine genaue Vorstellung von der besagten Schiffsbrücke der Baltic Trader machen zu können, hatte Sachs ursprünglich die Absicht, sich auf der Außenweser auf den Feeder übersetzen zu lassen. Nach genauer Absprache mit dem Schiffsmeldedienst konnte dann aber noch ein Begehungstermin während einer der kurzen Liegezeiten im Hafen arrangiert werden.

Ein Einsatz, der sich auszahlt, ist doch gerade der Modellbau ein unentbehrlicher Bestandteil der musealen Tätigkeit! Detailgetreue Schiffsmodelle oder Dioramen vermitteln  auf unvergleichlich lebendige und hautnahe Weise Einblicke in die maritime Geschichte und sind damit ein wichtiger Part der Präsentation.

Um optimale Ergebnisse erzielen zu können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Modellbauer und den einzelnen Wissenschaftlern notwendig. Im Grunde genommen ist der Modellbau ein Teil unserer Publikation, denn auch auf diese Weise machen wir unsere Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich, erläutert Prof. Dr. Lars U. Scholl, geschäftsführender Direktor des DSM.

 

 
Abbildung: Letzte Feinarbeiten: Reinhard Sachs bei der Fertigstellung des Brückenmodells der Baltic Trader. Foto: Egbert Laska, DSM


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