Deutsches Schiffahrtsmuseum

Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V.

Presse-Info-Service


Regional-Info Nr. 16/03 vom 13.06.2003


Schulklassen bringen Museum in Bewegung

Tanzveranstaltung „Schiffs-Körper“ im Deutschen Schiffahrtsmuseum

Vier Schüler einer 7. Klasse der Körnerschule in Bremerhaven schuften als Heizer auf dem 1882 gebauten Schaufelraddampfer „Meissen“ und zeigen den Zuschauern im Tanz die Schwere der Arbeit am Heizkessel. Währenddessen versetzen oben auf Deck André (13), Shpetim (13), Konstantin (14) und Ömer (13) die Zuschauer in die Zeit um 1900. Das ruhige Dahingleiten des Flussschiffes wird abgelöst durch die Hektik der modernen Zeit während der industriellen Revolution.

Die Idee, Museums-, Tanz- und Schulpädagogik zusammen zu führen, hatten die Projektleiter Claudia Hanfgarn und Dr. Burkhard Hergesell vor zwei Jahren. Daraus entstand das Experiment, Geschichte einmal anders als in den herkömmlichen Besucherführungen, nämlich über modernen Tanz zu vermitteln. Schülerinnen und Schüler sollten stärker als Forschende, als aktive Gestalter eines Projekts und nicht nur als Geschichtskonsumenten im Frontalunterricht des Klassenzimmers angesprochen werden. Sie sollen mit Leidenschaft und Emotionalität selbst gestellten Fragen nachgehen. Nicht das oberflächliche Ankratzen eines Themas, nicht die Fortführung des Schulunterrichts nur in den anderen Räumen des Museums prägen dieses anspruchsvolle Schulklassenprojekt. Vielmehr ist tiefes Einsteigen in ein Thema gefragt.

Seit Projektbeginn im Januar 2003 geht Claudia Hanfgarn einmal pro Woche in die Körnerschule, um mit den Schülern zu proben. Dehn-, Konzentrations- und Gleichgewichtsübungen und das gemeinsame Arbeiten an einer Choreographie stehen auf dem Unterrichtskalender. Währenddessen unterstützt Angelika Michael, Lehrerin der Klasse Gy 7a der Körnerschule, ihre Schülerinnen und Schüler beim Herstellen des Programmheftes, denn die beteiligten Jugendlichen lernen im Rahmen des Projekts den gesamten Prozess der Produktion einer Aufführung von der Kostümbeschaffung, über Aufführungsorganisation und Planung der Besucherführung bis hin zu Programmheft- und Pressetextproduktion kennen.

„In diesem Projekt werden die Strukturen der Schulpädagogik aufgelöst“, sagt Sabine Wilcken, die Klassenlehrerin der 4a der Theodor-Storm-Schule. „Diese Form des Lernens ist ganzheitlich und stellt größere Zusammenhänge her.“ Deshalb gibt es in ihrer Klasse eine in den normalen Schulunterricht integrierte Kunst- und Schreibwerkstatt. Während die Tanzpädagogin im Probenraum an der Choreographie arbeitete, schrieben die Kinder im Deutschunterricht Akrostichons, gedichtartige Texte, in denen die Kinder ihre Tanzszenen in einer anderen Form beschreiben, als der gewöhnliche Aufsatz es ermöglicht. Im Kunstunterricht bekam jedes Kind eine Schachtel und den Auftrag, für den eigenen Tanz ein Bühnenbild in Miniatur zu entwerfen.

Ziel dieser Art Unterricht ist nicht, so Sabine Wilcken weiter, vorgegebene Lernziele zu erreichen. Nicht eine ohnehin nicht erreichbare Homogenität der Lerngruppe und Lernziele wird zur Aufgabenstellung gemacht. Ziel ist vielmehr, die jeweils eigene Energie in ein Gesamtprojekt einzubringen.

Bei einer ersten Probe im Museum demonstrieren Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a der Theodor-Storm-Schule die Kommunikation auf See. Ihre Bewegungen erinnern an den 100 Jahre alten Wasserstandsanzeiger am Weserdeich oder an eine Zeit, in der Informationen ohne Handy und Funkgerät noch mittels Flaggen von Segelschiff zu Segelschiff ausgetauscht wurden. Als Vorbereitung für diese Szenen dienten ein Besuch des Tonnenhofes des Wasser- und Schifffahrtsamtes sowie eine Besichtigung des historischen Wasserstandsanzeigers. Immer sind es aber Experten, die bei solchen Besichtigungen vor Ort die Kinder und Jugendlichen über die historischen Objekte informieren.

Am Freitag, Samstag und Sonntag, dem 20. bis 22. Juni, kommt „Schiffs-Körper“ jeweils um 18.30 Uhr im Deutschen Schiffahrtsmuseum zur Aufführung. Am Montag, dem 16. Juni, findet zur gleichen Zeit eine öffentliche Generalprobe statt. Die Tanztheater-Szenen werden in den Ausstellungsräumen neben den Exponaten aufgeführt. Deshalb werden zu den Aufführungen nur etwa 100 Personen zugelassen. Karten für „Schiffs-Körper“ sind an der Abendkasse im Deutschen Schiffahrtsmuseum für EUR 4,00, ermäßigt EUR 2,50, erhältlich.
 

Achtung, Redaktionen!

Zur öffentlichen Generalprobe von „Schiffs-Körper“

am Montag, dem 16. Juni 2003, um 18.30 Uhr

sowie zu den Aufführungen

am Freitag, Samstag und Sonntag, dem 20., 21. und 22. Juni 2003,
jeweils um 18.30 Uhr
im Deutschen Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven, Hans-Scharoun-Platz 1,

sind die Medien sehr herzlich mit der Bitte um Ankündigung im redaktionellen Teil und Berichterstattung eingeladen. Nähere Auskünfte erteilt die Projektleiterin, Frau Claudia Hanfgarn, unter Tel. 0471/9313186.
 

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.
Informationen zum Pressedienst des DSM


zurück