Deutsches Schiffahrtsmuseum

Regional-Presse-Info

Regionalinfo 14/98 vom 09.10.1998

Schon Goethe und Fontane spielten mit Schere, Kleister und Papier

Arbeitsgemeinschaft beschloß auf Gründungstagung: Die Geschichte des Kartonmodellbaus wird nun endlich geschrieben - Nächstes Treffen in Esslingen

Es hat sich so gefügt, daß die Geburtsstunde der Arbeitsgemeinschaft "Geschichte des Kartonmodellbaus" am vergangenen Wochenende im Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven zeitlich nahe beim 100. Todestag Theodor Fontanes lag. Zwischen beiden Ereignissen besteht sogar, wie es der Zufall will, ein Zusammenhang: Der große deutsche Schriftsteller und Journalist Fontane beschäftigte sich literarisch - wie übrigens vor ihm selbst ein Johann Wolfgang von Goethe - mit Ausschneidebogen und kleinen Papiermodellen, die sie offenbar als Kinder mit der Schere bearbeitet und mit Kleister zusammengebaut hatten.

Die Geschichte des Kartonmodellbaus reicht demnach weiter zurück als allgemein bekannt ist. Die vorläufig 14 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft verabredeten daher, sie grundlegend zu erforschen. Unter der Gesprächsleitung von Dr. Siegfried Stölting, Historiker und Museumspädagoge am DSM, stellten sie sich selbst vier Aufgaben, die sie als vordringlich erachteten und erledigen wollen.

Die erste Gruppe wird ein Raster erarbeiten, in dem sich alle Daten über zur Zeit erhältliche oder auch längst vergriffene Modellbaubogen, ihre Konstrukteure, Hersteller und Verlage erfassen lassen. Danach wird eine Computerliste erstellt, die auch über das Internet abrufbar sein soll.

Dr. Stölting selbst hat sich bereiterklärt, eine Bibliographie über die Geschichte des Kartonmodellbaus in Angriff zu nehmen, beginnend in Fontanes, Goethes und womöglich noch früheren Zeiten. Damit würde ein erstes Standardwerk entstehen können.

Eine weitere Gruppe will Modellbauer-Biographien verfassen und darin auch Texte einarbeiten, die in der deutschen, europäischen und Weltliteratur zu diesem Thema aufzuspüren sind. Darin wird auch der Rückgang zu erwähnen sein, den der Kartonmodellbau in den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts hinnehmen mußte, als kaum noch neue Modellbaubogen auf den Markt kamen. Diesem Abschwung folgte jedoch in den späten achtziger Jahren ein enormer Aufschwung, den auch das Deutsche Schiffahrtsmuseum mit dem starken Absatz seiner Modellbaubogen wohltuend zu spüren bekam.

Die vierte Gruppe schließlich nimmt sich der Definition der verschiedenen Begriffe wie Ausschneidebogen, "Modellirbogen" und eben Kartonmodellbaubogen wissenschaftlich an. Schließlich reicht das Angebot vom Zwei- zum Dreidimensionalen, vom Papiertheater und der Puppenstube bis zu Stadt-, Landschafts-, Schiffs- und Düsenjetmodellen.

Über erste Ergebnisse will die Arbeitsgemeinschaft diskutieren, wenn sie im kommenden Jahr um die gleiche Zeit in Esslingen zusammentritt, dessen Stadtmuseum eine wertvolle historische Bogensammlung des Schreiber-Verlags besitzt.

Herbstferien: Museumsschiffe noch bis 31. Oktober zu besichtigen

Weil die Herbstferien in diesem Jahr im Norden Deutschlands relativ spät liegen, hat das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven eine besucherfreundliche Entscheidung getroffen: Die Museumsschiffe im Alten Hafen bleiben bis 31. Oktober 1998 täglich von 10 bis 18 Uhr für alle Schiffahrtsbegeisterten geöffnet.

Das Museum und die Schiffe sind in dieser Zeit auch montags geöffnet.

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.


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