Eine exakte Datierung ist, wie Heidbrink einräumt, wohl nicht mehr möglich, aber es gibt zumindest ein Indiz: die mit einem Eisenreifen umspannten Holzräder, die auch noch hölzerne Speichen besitzen. "Die Kanzel muß demnach aus den dreißiger Jahren stammen", schließt Heidbrink aus diesen Details. "Nach dem letzten Krieg, spätestens seit den sechziger Jahren, waren die neugebauten Wagen längst gummibereift". Ein weiterer Hinweis für den Historiker: Die Kanzel sieht genauso aus wie jene, die auf den Aufnahmen vom Seefischmarkt Cuxhaven aus dieser Zeit abgebildet sind.
Die nun im DSM auf ihre museale Verwendung wartende Auktionskanzel war noch bis Anfang der neunziger Jahre im Einsatz. Als es danach in Cuxhaven immer seltener zu den "klassischen" Fischauktionen kam, reifte bei Wolfgang Berger, Geschäftsführer der Seefischmarkt und Hafenumschlag Cuxhaven GmbH, der Entschluß, daß man das gut erhaltene Stück als Zeugnis der inzwischen abgeschlossenen Geschichte der deutschen Hochseefischerei auf jeden Fall aufbewahren sollte. So kam die Kanzel jetzt in das Deutsche Schiffahrtsmuseum.
Ingo Heidbrink möchte um sie herum mit Hilfe des Museumsdesigners Erhard Christiani eine Inszenierung aufbauen, die nachstellt, wie sich das Auktionsgeschehen einstmals abspielte: Oben auf der Kanzel sitzen - selbstverständlich nur angedeutet - der Auktionator mit seinem Holzhammer und die beiden Anschreiber. Auf den Kisten - es sollten schon die ehrwürdigen aus Holz sein - stehen der Gehilfe, der die Zettel auf den Fisch packt und vielleicht einige Seefischgroßhändler, die mitgeboten haben.
Einen Zettelkasten und einige Kistenhaken hat Heidbrink schon aufgetrieben. Was ihm noch fehlt, sind mehrere historische Auktionskisten aus Holz, auf denen die Händler balancieren mußten, und vor allem das wichtigste Instrument des Auktionators - der Holzhammer, mit dem der Mann auf der Kanzel nach längerem Gebrabbel, das nur Eingeweihte verstanden, unüberhörbar den Zuschlag erteilte.
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