Auf Klaus-Peter Kiedel, der nicht nur am Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven für den Bereich "Geschichte der Küstenschiffahrt" zuständig, sondern auch Mitbegründer des Arbeitskreises ist, kommt damit eine wichtige Aufgabe zu: Er will auf einer Veranstaltung am Sonntag, dem 5. September 1999, 11 Uhr, auf dem Kümo, das nun selbst zum Exponat geworden ist, die Forderung "From road to sea" begründen. Einen Vergleich hält Kiedel für so sehr überzeugend, daß ihm eigentlich niemand widersprechen könnte: Ein Sattelschlepper, so rechnet er vor, transportiert zwei 20-Fuß-Container, ein Küstenfrachter bietet dagegen Platz für 500 dieser Blechbehälter. "So bewegt ein einziges Schiff die gleiche Ladungsmenge wie eine 15 Kilometer lange Lkw-Kolonne auf der Autobahn - mit ihrem entsprechend höheren Energieverbrauch und Schadstoffausstoß".
Angesichts der gigantischen Lkw-Lawinen, die sich bereits jetzt durch Deutschland, das größte Transitland Europas, quälen, und Stau um Stau auslösen, erinnert Kiedel daran, daß 1988 Experten einen Anstieg des Güterverkehrs auf der Straße bis 2010 um als Zahl an sich erschreckende 95 Prozent prognostizierten. "Die Realität hat diese Voraussage bisher sogar schon übertroffen." Folglich wäre ein Verkehrsinfarkt auf Deutschlands Autobahnen unausweichlich. Dabei könnte das Kümo für Entlastung sorgen und die verladende Wirtschaft von einer deutlichen Verlagerung des Gütertransportes von der Straße auf das Wasser sogar noch profitieren: Der Schiffstransport ist nicht nur preiswerter, sondern auch mit gleicher Genauigkeit zu planen wie der Verkehr an Land. Zur Zeit jedoch werden in Europa von insgesamt einer Milliarde Tonnen Ladung nur etwa 29 Prozent von Schiffen transportiert, 43 Prozent dagegen per Lkw, und eine Änderung dieses Trends zeichnet sich immer noch nicht ab. Die Schlußfolgerung des Wissenschaftlichers lautet daher: "Politiker und Spediteure müssen endlich umdenken."
Die Ausstellung auf der "Caroline Samsø" erzählt die Geschichte der Küstenschiffahrt in der Nord- und Ostsee seit 1945. Zu betrachten sind Modelle von Küstenschiffen, Inszenierungen und Fotografien. Außerdem werden Filme vorgeführt. Vor allem geht es dem Arbeitskreis darum, den Wandel der Schiffe und des Reedereiwesens sowie der Lebens- und Arbeitswelt an Bord darzustellen - den Wandel vom klassischen Kümo zum Container-Feeder unserer Tage. Daß das Wasser mehr als eine Alternative für die hoffnungslos überlasteten Schienenwege und Straßen ist, steht für Kiedel auch aus einem anderen Grunde fest: "Die europäische Küstenschiffahrt verfügt über eine hochmoderne Flotte und ist dementsprechend leistungsfähig."
Außer dem politischen erhält die Veranstaltung am Sonntag vormittag auch einen unterhaltsamen Charakter: Der Bremerhavener Gottfried Hilgerdenaar wird in seiner bekannt humorigen Art über seine Erlebnisse auf Kümos in den fünziger Jahren berichten. Der Eintritt zur Ausstellung auf dem Kümo (Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr) ist frei.
Als ersten Hafen läuft die "Caroline Samsø" am 28. August 1999 Papenburg an der Ems an. Die Stationen vor Bremerhaven sind Groningen (30. und 31. August) und Delfzijl (1. und 2. September) in den Niederlanden. Von der Weser geht es am 6. September weiter zur Elbe nach Wischhafen. Die weiteren Stationen der schwimmenden Ausstellung: Flensburg (10. und 11. September), Faaborg (12. und 13. September), Svendborg (14. und 15. September), Rudkøøbing (16. und 17. September), Marstal (18. und 19. September), Rostock (21. und 22. September), Malmö (24. und 25. September), Kopenhagen (26. und 27. September) und Helsingør (28. und 29. September).
Achtung, Redaktionen!
Zu der Informationsveranstaltung auf dem Ausstellungsschiff "Caroline Samsø" am
Sonntag, 5. September 1999, 11 Uhr,
laden wir Sie sehr herzlich ein. Der Liegeplatz befindet sich in Bremerhaven-Mitte auf der Westseite des Neuen Hafens.
Für an der Thematik stark Interessierte liegt eine Pressemappe mit Photos bereit und kann abgerufen werden. Außerdem besteht nach vorheriger Anmeldung die Möglichkeit zur Teilnahme an der Fahrt mit dem Kümo von Bremerhaven nach Wischhafen am 6. September 1999.
Anfragen sind zu richten an das Deutsche Schiffahrtsmuseum, z. Hd. Klaus-Peter Kiedel, Telefon (0471) 48207-64 (Durchwahl), 48207-0 (Zentrale), Fax (0471) 48207-55 oder 48207-78. Bis zum 29. August 1999 befindet sich Herr Kiedel im Urlaub.
Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.