Deutsches Schiffahrtsmuseum

Regional-Presse-Info

Regionalinfo 21/99 vom 10.12.1999

Endlich besitzt das DSM ein über hundert Jahre altes Reichspostdampfer-Plakat

Kuratorium schenkt dem Museum insgesamt 13 historische Poster - Im Stil der Zeit: Soldaten der Afrika-Schutztruppe tragen überwiegend Kaiser-Wilhelm-Bärte - Farbenprächtige Motive

Wahre Raritäten und Kostbarkeiten befinden sich unter den 13 Schiffahrtsplakaten, die das Kuratorium zur Förderung des Deutschen Schiffahrtsmuseums heute (10. Dezember 1999) offiziell dem Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven gleichsam als verfrühte Weihnachtsgeschenke übergeben hat. DSM-Historiker Klaus-Peter Kiedel, der die Sammlung von annähernd 600 historischen und modernen Schiffs-, Reederei-, Werft- und Fischereipostern hütet wie seine Augäpfel, hatte sie kürzlich auf einer Auktion in Hannover für das Kuratorium ersteigern dürfen, mit dem Glück des Tüchtigen sogar für einen günstigen Gesamtpreis. Seit heute sind sie im Eigentum des Museums - sicher abgeschirmt gegen die schädlichen Einflüsse von UV-Strahlen.

Es sind prachtvolle Stücke darunter, so die Arbeit des Plakatkünstlers Theodor Paul Etbauer (1892 - 1975), der im Jahre 1930 ein leuchtend buntes Plakat mit einer knallroten Sonne vor Asiens Küste geschaffen hatte. Damit warb die Hapag für ihre Weltreisen. Kiedel ist insbesondere auch immer wieder von der exzellenten Drucktechnik beeindruckt. Zwei Jahre vorher war, ebenfalls für die Hapag und speziell für ihren Südamerikadienst, ein Plakat herausgekommen, mit dem die Reederei nicht nur die Reisen selbst, sondern zugleich ihre damals so genannten Mittelklasseschiffe anpries, heute wohl vergleichbar mit Schiffen der Touristenklasse. Das im Vordergrund des Plakates abgebildete, sommerlich gekleidete Paar sollte das elegante Südamerika versinnbildlichen, in all seiner Farbenpracht.

Bereits aus dem Jahre 1897 stammt ein reines Fahrplanplakat des damaligen Liniendienstes ab Lübeck über Kopenhagen nach Malmö, Göteborg und Oslo. Es vermittelt insbesondere dem Schiffahrtshistoriker nachträglichen Aufschluß darüber, welch große Bedeutung dieser Schiffsverbindung um die Jahrhundertwende zukam. Damals spielte der Verkehrsträger Straße nur eine untergeordnete Rolle. Die Automobilisierung setzte bekanntlich erst sehr viel später ein, und vor allem: Es gab noch nicht so viele Brücken und Dämme in Dänemark wie heute. Entsprechend dicht war damals der Fahrplan im Liniendienst nach Skandinavien.

Im gleichen Jahr 1897 sprach die Hapag mit einem Plakat ein gebildetes wie betuchtes Publikum an: Die Hamburger Reederei warb für Passagierschiffsreisen zum Nordkap ebenso wie nach Amerika oder Asien. Der Norddeutsche Lloyd wiederum widmete ein Plakat speziell dem Reiseziel Ägypten, da seinerzeit noch Egypten geschrieben wurde.

Bereits 1896 war ein typisches Seebäderplakat von Sylt erschienen, das den potenziellen Fahrgast mit drei Signalen ansprach: Es lockte mit einer Ansicht des Reiseziels, zeigte das Schiff in seiner ganzen Schönheit und gab schließlich die Abfahrtzeiten minutengenau bekannt.

Für die Woermann-Linie und ihren Afrika-Dienst ließ sich der bekannte Marinemaler Willy Stöwer, Freund, häufiger Reisebegleiter und Skatbruder von Kaiser Wilhelm II, ein Motiv im heroischen Stil der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einfallen: Vor der Kulisse Hamburgs auf einem Schiff der Woermann-Reederei sind nicht etwa elegante Passagiere, Damen wie Herren, im Gespräch lässig an die Reling gelehnt, zu betrachten, sondern ausschließlich sportive junge Männer in den Uniformen der Kaiserlichen Afrika-Schutztruppe, und die meisten der Soldaten ziert ein ähnlicher Bart, wie ihn der Monarch zeitlebens bevorzugt hat - mit dem leichten Schwung der Spitzen nach oben.

Besonders erfreut ist Klaus-Peter Kiedel, dass es ihm gelungen ist, zum ersten Mal ein Plakat über den Reichspostdampferdienst in den Besitz des Museums zu bringen. Der Norddeutsche Lloyd hatte es 1898 bei einem anonym gebliebenen Designer in Auftrag gegeben, der in schönen Farben einen Reichspostdampfer vor einer asiatischen Staffage dargestellt hat.

Hinweis: Die Veröffentlichung des Info-Service ist kostenfrei. Wir bitten jedoch bei Druckmedien um Übersendung eines Belegexemplars.


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