Deutsches Schiffahrtsmuseum

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Info Nr. 18/01 vom 30.11.2001


„International Maritime Heritage Award“ für die Bremer Hansekogge von 1380

Weltweit bedeutendste Auszeichnung für historische Schiffe geht erstmals nach Deutschland – „World Ship Trust“ würdigt die vorbildliche Konservierung und herausragende Bedeutung des DSM-Aushängeschilds für die Erforschung der Schifffahrtsgeschichte – Preisverleihung in Anwesenheit des Bundespräsidenten am 6. Dezember 2001 an Bord der Fregatte „Lübeck“

Als am 8. Oktober 1962 bei Baggerarbeiten in der Weser in Bremen-Rablinghausen unvermittelt Wrackstücke aus dem Schlick auftauchten, die schnell als Teile einer Hansekogge identifiziert werden konnten, war dies eine Sternstunde der Schiffsarchäologie. Hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur bildliche und schriftliche Quellen eine ungefähre Vorstellung dieses Schiffstyps der frühen Hansezeit erlaubt, so ermöglichten der spektakuläre Schiffsfund und die gründliche Untersuchung des Wracks, das auf das Jahr 1380 datiert werden konnte, den Forschern, ein differenziertes Bild des Typs Hansekogge und seiner Entwicklung zu entwerfen.

Auch für das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) war die Bremer Hansekogge ein außerordentlicher Glücksfall, denn das Schiff, das auf Beschluss Bremens an das Museum kam, war ein entscheidender Faktor dafür, dass sich der Bund am DSM beteiligte und das Haus 1980 in die Reihe der sechs deutschen Forschungsmuseen aufgenommen wurde.

Die Bremer Hansekogge von 1380 war nicht nur eine archäologische Sensation, sondern bildete auch den Ausgangspunkt wegweisender schifffahrtsgeschichtlicher Forschung am Deutschen Schiffahrtsmuseum, beginnend mit der offiziellen Kiellegung für den Wiederaufbau im November 1972. 1980 verschwand das wiederaufgebaute Schiff in einem Konservierungsbecken, in dem es – für die Besucher nur noch schemenhaft zu erkennen – aufwendig konserviert wurde, um es für die Nachwelt zu erhalten. Nach 19 langen Jahren konnte die Konservierung Ende 1999 schließlich abgeschlossen werden, und seit dem 17. Mai 2000 ist die Bremer Hansekogge von 1380 wieder in ihrer ganzen Pracht im DSM in Bremerhaven zu bestaunen.

Ein Jahr nach ihrer Enthüllung erfährt die Hansekogge von 1380 im DSM nun Anerkennung von höchster Stelle: Der „World Ship Trust“ mit Sitz in London, der sich unter der Schirmherrschaft von König Bhumibol Adulyadei von Thailand für den Erhalt des maritimen Weltkulturerbes einsetzt, hat der Hansekogge zusammen mit der „Cap San Diego“ in Hamburg den diesjährigen „International Maritime Heritage Award“ zuerkannt. Mit diesem Preis, der erstmals nach Deutschland geht – bisherige Preisträger sind u.a. so bedeutende Zeugnisse der Schifffahrtsgeschichte wie die schwedische „Vasa“, die britische „Mary Rose“, die „USS Constitution“, das japanische Flaggschiff der Schlacht von Tsushima 1905, „Mikasa“, oder die „Cutty Sark“ –, zeichnet der Trust die erfolgreiche und außergewöhnliche Arbeitsleistung des DSM bei der wissenschaftlichen Erforschung dieses Fundes und des Schiffstyps der Hansekogge im allgemeinen sowie des Erhalts der Kogge für die Nachwelt mit dem am Deutschen Schiffahrtsmuseum eigens entwickelten und immer wieder verbesserten Konservierungsverfahren aus. Für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf diesem Gebiet, angestoßen nicht zuletzt durch die Erfahrungen bei der Konservierung der Hansekogge, wird der seit über 20 Jahren bestehenden und von Dr. Per Hoffmann, dem Nassholzexperten des DSM, geleiteten Arbeitsgruppe „Wet Organic and Archaeological Materials“ des ICOM-Committee for Conservation im Januar 2002 in den USA zudem der renommierte „Conservation and Heritage Management Award“ des Archaeological Institute of America (AIA) verliehen werden.

Der „International Maritime Heritage Award“ für die Bremer Hansekogge von 1380 im Deutschen Schiffahrtsmuseum wird dem Geschäftsführenden Direktor des DSM, Prof. Dr. Detlev Ellmers – begleitet vom Zweiten Direktor, Hans-Walter Keweloh, und Dr. Per Hoffmann in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Konservierung des Schiffes – in Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Johannes Rau und Frau Christina Rau

am Donnerstag, dem 6. Dezember 2001, um 9.00 Uhr
an Bord der Fregatte F214 „Lübeck“ der Bundesmarine, ausfahrend von Travemünde,

von Jacques Chauveau, Chairman des World Ship Trust, überreicht.

Die besondere Bedeutung des Preises für das DSM, die Stadt Bremerhaven und den Wissenschaftsstandort Deutschland wird durch die Teilnahme führender Persönlichkeiten unterstrichen: In seiner Funktion als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stiftung Deutsches Schiffahrtsmuseum wird Bürgermeister Dr. Henning Scherf, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, der Verleihung ebenso beiwohnen wie Artur Beneken, Stadtverordnetenvorsteher der Seestadt Bremerhaven, Ministerialdirektor Dr. Winfried Benz, Generalsekretär des Wissenschaftsrates, Prof. Dr. Ekkehard Nuissl von Rein, wissenschaftlicher Vizepräsident der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL), und Friedrich Wilhelm Bracht, Vorsitzender des Fördervereins Deutsches Schiffahrtsmuseum e.V., der – als „Förderkreis für die Bremer Hansekogge“ gegründet – 1978 aus diesem hervorgegangen war.

Eine kurze illustrierte Geschichte der Hansekogge von 1380 finden Sie, wenn Sie diesem Link folgen.

Siehe auch: Regional-Presse-Info 22/01 vom 07.12.2001.
 

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