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Eine Million Fahrzeuge pro Jahr – Bremerhaven zählt zu den führenden Autohäfen in Europa |
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Bremerhaven ist nach Hamburg der zweitwichtigste Universalhafen Deutschlands und besonders für den Auto-, Container- und Fruchtumschlag von Bedeutung. Beim Automobilumschlag steht die Stadt an der Wesermündung in heftiger Konkurrenz zum belgischen Zeebrugge um die Spitzenposition in Europa. Allein seit 1995 betrug der Zuwachs in Bremerhaven rund 30 Prozent. Mehr als eine Million Fahrzeuge pro Jahr – im Durchschnitt also an jedem Tag über 2700 Wagen – werden zur Zeit über die Terminals der BLG Automobile Logistics – die zur Unternehmensgruppe der BLG Logistics Group gehört – in Bremerhaven im- und exportiert. Dazu machen jährlich rund 1350 auf den Autotransport spezialisierte Schiffe in der Hafenstadt an der Wesermündung fest. Mit ihren etwa 450 Mitarbeitern verbuchte allein die BLG Automobile Logistics in den vergangenen Jahren Umsätze von etwa 120 Millionen Mark. Insgesamt sollen im Lande Bremen rund 2650 Arbeitsplätze direkt und weitere gut 1300 Arbeitsplätze indirekt vom Automobilumschlag abhängen. |
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In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden Autos noch vorwiegend in Bremen umgeschlagen. Von einer 1961 in Betrieb genommenen Anlage im Industriehafen traten innerhalb von nur 30 Monaten 400 000 Volkswagen die Reise über den Atlantik an. Nachdem dann in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre bereits bis zu etwa 50 000 PKW per anno über neue Terminals im Bremerhavener Nordhafen verschifft worden waren, schuf man in den siebziger Jahren die Grundlagen für die endgültige Verlagerung dieses Geschäftszweiges an die Wesermündung. Damals boten sich die BLG und der Spediteur Egon H. Harms in Bremerhaven den auf den europäischen Markt drängenden japanischen Autoherstellern mit Erfolg als Partner an. Die daraus hervorgegangene Kooperation ist nach wie vor von großer Bedeutung. 1976, also 12 Jahre nach Einrichtung des Auto-Terminals im Nordhafen, feierte man die Verladung des millionsten Autos – nicht ahnend, dass man 25 Jahre später eine Million Fahrzeuge in einem einzigen Jahr umschlagen würde. |
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Adressaten für europäische Autos, die ihre Reise nach Übersee in Bremerhaven antreten, sind vor allem die Vereinigten Staaten sowie Länder im Nahen Osten und in Ostasien. Fast alle führenden deutschen Hersteller – wie DaimlerChrysler, BMW, Ford, VW, Audi, Porsche und Opel – verschiffen ihre Produkte – im Jahre 2000 rund 540 000 Einheiten – über Bremerhaven. Importfahrzeuge – ihr Anteil lag im gleichen Jahr bei rund 380 000 Autos – kommen vorrangig aus Japan, Korea und den USA. Weitere rund 150 000 Wagen rollen nach der Anlandung in Bremerhaven zum Weitertransport gleich wieder an Bord eines anderen Schiffes. Ein Spaziergang entlang der Auto-Terminals vermittelt einen Überblick über die Vielfalt der Hersteller: Daihatsu, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Suzuki und Toyota sind ebenso vertreten wie Ford und General Motors. Aus England gesellt sich Rover noch hinzu. Zunehmend kommen auch Produkte deutscher Hersteller, die Teile ihrer Produktion in das Ausland – zum Beispiel nach Skandinavien oder in die USA verlagert haben – über See an die Weser. So sind letztlich nur wenige bekannte Autohersteller nicht unter den Kunden der Bremerhavener Terminals zu finden. Eine wichtige Vorraussetzung für den Erfolg Bremerhavens als Umschlagplatz für Automobile sind gute Hinterlandverbindungen. Natürlich hat die lange Tradition als einer der bedeutendsten deutschen Seehäfen dazu geführt, dass ein großdimensionierter und gerade auch in der jüngeren Zeit immer wieder modernisierter Rangierbahnhof für schnelle Anschlüsse an das deutsche und europäische Schienennetz zur Verfügung steht. Rund 38 000 Spezialwaggons für den Automobiltransport erreichen und verlassen pro Jahr die Seestadt. Gleisanschlüsse reichen bis unmittelbar in die Verlade-Terminals. Die offenen Eisenbahnwaggons für den Automobiltransport haben in der jüngsten Zeit Konkurrenz durch geschlossene Waggons bekommen, in denen die neuen Autos vor Verschmutzungen – zum Beispiel durch den Abrieb an den elektrischen Oberleitungen oder Bremsen –geschützt sind. Den Anfang machten bis zu 600 m lange Züge mit Mercedes-Fahrzeugen aus dem Werk im österreichischen Graz. Die Transporte in geschlossenen Waggons sollen kontinuierlich bis auf etwa 35 000 Einheiten pro Jahr ausgeweitet werden. Auch in dieser Hinsicht knüpfen moderne Entwicklungen an die Pionierleistungen des Reeders Arnold Bernstein in den zwanziger Jahren an. Eine der auf dem Gebiet des Bahntransportes tätigen Firmen ist mit rund 5000 eigenen Doppelstockwagen die ATG Autotransportlogistic in Eschenborn. Das Unternehmen, das auch eine eigene LKW-Flotte einsetzt, befördert jährlich über 3 Mio. Fahrzeuge. Die Laufleistung der eigenen Waggons betrug zuletzt 139 Mio. Kilometer pro Jahr. Sogenannte „Ganzzüge“ mit mindestens 17 Waggons legen die Strecke München-Bremerhaven in rund 24 Stunden zurück. Einzelwaggons und kleinere Gruppen, die im Mischverkehr von der Bahn bewegt werden, benötigen maximal die doppelte Zeit. |
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Die Bahn wickelt zu rund 50 Prozent den An- und Abtransport nach und von Bremerhaven ab. Ihre Stärke liegt vor allem in den konzentrierten Verkehren, wie sie bei den Transporten vom Hersteller zum Exporthafen anfallen. So setzte die ATG im Jahre 2000 14 859 Waggons für Fahrten nach, aber nur 4319 Waggons von Bremerhaven aus ein. Mit einem Anteil von 35 Prozent und 66 000 An- und Abfahrten folgt auf Platz zwei der LKW, der seine Flexibilität vor allem im Verteilerverkehr für die Importfahrzeuge vom Hafen zu den einzelnen Händlern und im Entfernungsbereich von unter 300 Kilometern ausspielt. In diesem Zusammenhang ist die Autobahnanbindung Bremerhavens entscheidend für den Erfolg. Die restlichen 15 Prozent der Zubringer- und Verteilerdienste von und nach Bremerhaven gehen über See, denn die Hafenstadt an der Unterweser ist auch ein bedeutender Umschlagplatz im sogenannten „Transshipment“, also in der Verladung von Schiff zu Schiff. Da die großen, mehrere tausend Fahrzeuge fassenden Autotransporter ausschließlich nach Übersee verkehren und nur die Haupthäfen der Kontinente bedienen, werden in Verteiler- und Zubringerdiensten im europäischen Verkehr, vor allem zu Skandinavien und der Britischen Insel sowie in das Baltikum, kleinere Schiffe mit einem Fassungsvermögen von bis zu etwa eintausend Autos eingesetzt. Eine bedeutende Anzahl Autos – zuletzt rund 150 000 Einheiten pro Jahr – rollt also, wie oben bereits erwähnt, in Bremerhaven von einem Schiff gleich auf das nächste. An den insgesamt 1350 Autotransportern, die pro Jahr in Bremerhaven festmachen, halten die kleineren Einheiten im sogenannten „short sea –Verkehr“ einen Anteil von gut 500 Abfahrten, also rund 40 Prozent. Für die Bereitstellung der Autos vor der Verschiffung stehen zwei Parkhäuser mit insgesamt 10 000 Stellflächen zur Verfügung. Für Importfahrzeuge gibt es sogar vier Parkhäuser und eine überdachte Fläche. Hier finden 30 000 Personenwagen Platz. Inklusive der außerdem noch vorhandenen Freiflächen sind im Hafengebiet rund 90 000 Autos unterzubringen. Das gesamte Areal dehnt sich über ein Gelände von 1,85 Mio. Quadratmeter aus. Trotz dieser enormen Flächen stehen die Autos dicht an dicht. An den Liegeplätzen können in Spitzenzeiten gleichzeitig neun große Autotransporter im Überseeverkehr und fünf kleinere Schiffe im europäischen Zubringerdienst festmachen. An insgesamt zehn Rampen werden Güterzüge abgefertigt. |
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Zu welchen logistischen Spitzenleistungen die Bremerhavener Autoverlader fähig sind, erwies sich im April 2001 am Beispiel der KASSEL. Das Schiff löschte und lud innerhalb von nur fünf Schichten insgesamt 5300 Autos. Seit dem September 2000 betreibt die BLG Automobile Logistics neben den auf den Automobilumschlag spezialisierten Terminals in Bremerhaven zusammen mit einem Partner auch entsprechende Anlagen im süditalienischen Hafen Gioia Tauro, der sich mit seiner zentralen Lage als Drehscheibe für den Automobilumschlag im Mittelmeerraum anbot. |
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Auf dem Wege zwischen dem Suez-Kanal und der Straße von Gibraltar müssen durchreisende Schiffe lediglich einen Umweg von 74 nautischen Meilen in Kauf nehmen, um Gioia Tauro als Zwischenhafen anlaufen zu können, von wo aus Autobahn- und Schienenanbindungen den italienischen, österreichischen, ungarischen und jugoslawischen Markt erschließen. Das ehrgeizige Ziel lautet, in absehbarer Zeit eine halbe Million Fahrzeuge in Süditalien umzuschlagen. Bremerhaven und Gioia Tauro sind via Internet miteinander vernetzt, bieten die gleichen Leistungsmerkmale und -qualitäten und bedienen sich derselben Kommunikationstechnologie. Kein anderer Hafen im Mittelmeer kann einen vergleichbar rationellen und qualitativen Umschlag für Automobile bieten. Ob über Bremerhaven oder Gioao Tauro – wichtig ist, dass alle an der Verschiffung von Autos beteiligten Firmen vom Hersteller über die Reederei, den Makler, Verlader, Zoll, Endausrüster und Spediteur bis zur Bahn, zum Fuhrunternehmer und Händler miteinander vernetzt sind und ein reibungsloser Datenaustausch gewährleistet ist. Für den Export von Bremerhaven nach Übersee hat die BLG Automobile Logistics daher gemeinsam mit der Automobilindustrie unter der Bezeichnung CAR ein Kommunikationssystem entwickelt, das den gesamten Weg eines Fahrzeugs vom Hersteller bis zum Händler in Übersee lückenlos verfolgt. Alle beteiligten Unternehmen sind in den Datenfluss eingebunden, über den aktuellen Standort und die weitere Reise eines Autos zu jeder Zeit informiert. Ein weiteres Informationssystem – in diesem Falle CARIN (=CAR Individual Network) genannt – begleitet den Import von Fahrzeugen. Der aktuelle Standort eines Fahrzeuges ist hier ebenso jederzeit abrufbar wie der geplante weitere Transport oder auch die Aufbereitung des Autos – vom Entwachsen bis zur Endausrüstung entsprechend den individuellen Wünschen des Käufers. Weitere, von der BLG Automobile Logistics entwickelte spezielle Software vermittelt einen ständigen Überblick über die vorhandenen Ressourcen und dokumentiert die trotz aller Sorgfalt hin und wieder auftretenden Schäden an einzelnen Fahrzeugen oder technischen Anlagen. |
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Während die autorisierten Unternehmen jederzeit Zugang zu den Daten haben sollen, ist das System auf der anderen Seite durch vielfache Maßnahmen vor unberechtigten Zugriffen und Manipulationen geschützt. Neben dem alles dominierenden Umschlag von Personenwagen nimmt auch die Verladung anderer rollender Ladung in Bremerhaven einen bedeutenden Platz ein. Ein Blick auf den Bereitstellungsterminal im Nordhafen zeigt den Reichtum an Varianten: Da stehen Traktoren neben Erntemaschinen, Straßenbahn- und S-Bahn-Wagen sowie Rolltreppen und Sportboote auf Trailern, ferner Baumaschinen aller Art sowie Lastkraftwagen und Militärfahrzeuge. Letztere werden sowohl auf Autotransportern als auch auf Spezialschiffen der Streitkräfte befördert. |
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