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Die Beobachtung der Gezeiten
Gezeiten haben eine horizontale und eine vertikale Komponente: den Gezeitenstrom und den Wechsel im Wasserstand. Beides wird für die Analyse der Gezeiten und ihre Vorausberechnung für den jeweiligen Ort mit aufwendigen Instrumenten gemessen. Doch bevor deren Aufbau und Verwendung geschildert werden, soll auf die wichtigsten Begriffe in der Gezeitenkunde eingegangen werden – zumal sie oft unrichtig gebraucht werden. Der regelmäßige Ablauf einer Gezeit besteht aus dem Steigen des Wasserstandes, als Flut bezeichnet, dann dem Hochwasser. Ihm folgt das Fallen des Wasserstandes, also die Ebbe, der wiederum das Niedrigwasser folgt. Mit diesen Phasen des Wasserstandes korrespondieren der Flutstrom, dann das Obere Stillwasser, danach der Ebbstrom und schließlich das Untere Stillwasser. Die Seeleute sprechen statt von Flut- und Ebbstrom oft auch schlicht von auflaufendem oder ablaufendem Wasser.
Der Höhenunterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser wird als Tidenhub bezeichnet. Zur Springzeit, also um die Neu- oder Vollmondzeit, wenn die Gezeiten besonders stark sind, spricht man vom Springtidenhub, der folglich größer ist als der mittlere Tidenhub oder gar der Nipptidenhub eines Ortes. An der Stirnwand der Ausstellungshalle ist eine Wassersäule zu sehen, die den mittleren Springtidenhub von Wilhelmshaven im Maßstab 1:1 veranschaulicht: Um 4,29 m wechselt dort der Wasserstand ungefähr alle 6 Stunden und 12 Minuten – in der Ausstellung zehnmal so schnell. Kein deutscher Küstenhafen hat einen größeren Tidenhub, die Werte von Bremerhaven beispielsweise sind um 14 cm geringer.
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